Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 18.–29. Januar 1925

An A.S., Schweiz.

Wien, 18.1.1925.Hotel Regina.

Liebster,

also ich bin gestern richtig noch mit der Novelle »Der¬
ewige Student« fertig geworden und habe vorläufig kein schlechtes Ge¬
fühl. Allerdings werden sie viele Leute unerquicklich finden und ich
hoffe nur, dass das kein Hindernis bei der Neuen freien Presse sein
wird, denn ich brauche Geld. Ich bin schon sehr neugierig auf Dein
Urteil.–Ich habe dann gestern noch am »Spaziergang im Mondenschein«
herumkorrigiert, die mit »zu plötzlich« bezeichnete Stelle geändert.

Ganz in Deinem Sinn würde die Novelle erst sein, wenn
ich sie für die Bühne unarbeiten würde, was sicher einmal geschehen
wird.

Heute Mittag essen Otto und Emy hier mit mir, Nachmittag
bin ich bei Magda Kl. und um ½7 kommt Frieda und ich diktiere, so
lange sie es aushält.

19.1.

Heute kamen zwei Karten aus St.Gallen und eine aus Zürich, leider
ohne Angabe, wohin ich weiter schreiben soll. Gestern bei Magda Kl.
ganz nett. Adele Bl. führte das grosse Wort und ich trat ihr zwei¬
mal recht scharf entgegen, was sie einigermassen verblüffte. Ich ver¬
trage diese Frauen nicht, die sich so gerne reden hören und es immer
auf Kosten Anderer tun, die nicht dabei sind und sich nicht wehren
können.

Alle fanden mich brillant aussehend; vielleicht wirkt
das Arsenik, denn ansonsten fühle ich mich gar nicht so besonders. Ich
bin bestimmt überarbeitet. Gestern diktierte ich bis ¼ 12, wir
mussten leider aufhören, da Frl. Frieda Schmerzen im Arm hatte. Am
Nachmittag bin ich bei Lotte M., am Abend bei Pgs. in der Gusshausstr.