12.1.1925.Wien, Hotel Regina.
nach Basel
Also erstens will ich über meine Unterredung mit Glücksmann berichten.
Er denkt sich einen Abend mit »Redoute«, »Seidenstrümpfe« und »Schieber«,
findet, dass diese drei Stücke, die alle in der Nachkriegszeit spielen,
sehr gut aneinandergereiht werden können und will diese Zusammenstel¬
lung dem Direktor unterbreiten und sehr befürworten. Er sagte von den
»Schiebern«, dass er diesen Einakter eine unerhört gute Sache finde.
Auf meine Frage, ob er denn bei der »Redoute« keinerlei Einwendungen zu
machen habe, sagte er: »Nein, nicht die geringsten, ich halte das Stück für
ausserordentlich packend und wirksam«. Ich weiss ja gar nicht, ob er recht
hat, da Du ja ganz anderer Ansicht bist und ich bin trotz seines Urteils
weit entfernt zu glaube[n], dass aus der Sache wirklich was wird. Aber es mu¬
tet mich immer ganz merkwürdig an, wenn ein Fremder meine Arbei¬
ten so ernst nimmt. Ich bin immer ein bisserl erstaunt und – ungläubig.
Ich sagte ihm Übrigens, dass mir eine Zusammenstellung von »Redoute«
mit der dramatisierten Novelle »Spaziergang im Mondenschein« lieber
wäre. Aber er will zuerst sein Programm dem Direktor empfehlen.
Ich soll ihn in einigen Tagen anrufen und ich werde dies heute in einer
Woche tun.
Freitag Mittag esse ich bei Tolnays. Enny T. sagte mir, ich solle zu
Tisch kommen, damit ihr Mann auch was von mir hat, denn er habe eine
»heisse Liebe« für mich. Ich habe es nicht sehr gerne, wenn Frauen so
»grosszügig« sind, da steckt doch immer eine gewisse Gleichgültigkeit
dahinter. Aber bei mir kann man übrigens unbesorgt sein, ich nehme nie-
mand was fort. Dagegen werde ich Herrn T. bitten mich bei Paul Zsolnay
anzumelden, ich will Samstag oder Montag hingehen. Bis Freitag hoffe ich
das Manuscript, das ich Dir sende, mit Deiner Rückäusserung oder wenig¬
stens diese zu bekommen.
Hermine und Paula hatten jetzt Besuch aus der Schweiz und es ist sehr
möglich, dass sie am 20. nach Zürich fahren, von dort an die Riviera und
später nach Paris. Ich hätte heute hin sollen, bin aber zu müde.