Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 21. Juli 1923


als Vermählung des Medardus mit der Prinzessin. Da es sich für die
hiesigen Unternehmer um Unsummen handelt, – sind sie natürlich sofort
zur Nachgiebigkeit bereit, wobei sie durch ihre Dummheit und Scrupel¬
losigkeit unterstützt werden. Nicht das Publikum ist das primär dumme; -
diese Subjekte sind es, die das Publikum dumm machen und verderben.-

Ich hoffe sehr bald zu hören, dass Du die Heringsdorfer Wider-
wärtigkeiten überstanden und vergessen hast. Im Park in Weimar müssen
sich alle Kümmernisse lösen, grosse und kleine. Sieh zu, dass Du das kleine
Buch über Weimar von Diezmann bekommst: eventuelle kaufe Dir das Bode¬
sche über Goethes Sohn, das sehr aufschlussreich ist.
Das Wetter ist nicht mehr so heiss; – aber etwas sirocal und
seit zwei Tagen bin ich in einer Kopfwehperiode geraten, die mir das
Arbeiten erschwert.
Morgen Mittag bin ich bei Benedikt in Grinzing geladen.

In Deinen beiden Briefen bist Du mir sehr nah gewesen. Schreib mir
immer so lieb. Ich küsse Deine schlanken Hände und denke Dein – nicht
ohne Sehnsucht (Ausdrucksweise von Clara Katharina). Lass Dir's wohl
ergehen!

Dein

A.