Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 11.–14. Oktober 1931


ihm gegessen dann nach Tisch in der Sonne gesessen. Er schlummerte.

Abend mit ihm bei einem dummen Film »EVA« dann bei Pohl genachtmahlt.
A. kaum gegessen. Magen- Verstimmung u. Finanzielle Sorgen.

12 ten Okt. – A. rief mich um 8 Uhr Abend an, ob ich mit ihm in ein Kino
will. Selbstverständlich wollte ich, bin froh wenn er mich ruft. Leider
idiotischer Film »Purpur und Waschblau« mit der Niese. A. schlief fast die
ganze Zeit.

13 ten- V. M. kam A. zu mir in den Garten. Wir sassen eine Weile in der
Sonne, dann fuhren wir zusammen in die Stadt und trennten uns beim Uhrmacher
Resl. A. schien etwas woler. erzählte mir dass er Donnerstag mit der Cl. die
ihn angerufen hat ( als ob sie das nicht sehr oft täte) und ihrem Sohn der
sich den »Lohengrin zu seinem 10 ten Geburtstag gewünscht hat[« ]in die Oper
geht. »Natürlich auch mit dem Mann der Cl.« fügte er hinzu. Er habe eine
Loge bestellt und wolle eventuel auch die Gross-Mutter Ellbogen mitnehmen.
Ich gieng ganz gleichgiltig darüber hinweg. Wenn es nur das wäre-

Mittag war er angeblich bei Julius, aber ich bin nicht ganz sicher-
Ich hatte Dr D. gebeten seinen Onkel bei dieser Gelegenheit wieder anzu¬
sehen, da er ja jetzt im selben Haus wohnt und mich dann anzurufen, aber
er hat es nicht getan- D's Benehmen überhaupt jetzt merkwürdig- Wo ist das
freundschaftliche Interesse? Ich arbeite viel. Abend allein A. Besuch bei
Specht.

14 Oktober Heute hat sich A. von selbst zum Nachtmal u. Radio (Conzert Tauber)
bei mir angesagt. Heute zum erstenmal seit mehr als einem halben Jahr
hat A. mich zu sich gerufen, ich soll mich auf die Lehne des Lehnstu[h]les
setzen, in dem er sass. Dann nahm er meine Hand küsste sie legte sie sich
auf seine Stirne und schliesslich um seinen Nacken. Ich hielt seinen armen
blassen Kopf in tiefer Ergriffenheit an mich gedrückt. – Gott wenn nur, D'r
D. mir nicht diese beispiellose Angst und Qual ins Herz gesenkt hätte, wie
froh wär ich