Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 6.–11. Oktober 1931

Abend Otto u. Emmy bei mir. A. bei Schmiedl.

Schönstes Herbst-Wetter.

V. Mittag. A. zufällig Türkenschanzstr. allein begegnet. Er hatte etwas Na¬
sen-Bluten. Ich bin ängstlich.

Dann war ich beim Zahn-Arzt, u. in der Stadt. Abend mit A. [b]ei »Der
Congress tanzt« im neuen Scala-Kino[.] Gute Regie. A. etwas netter zu mir.

8. Okt.

Spaziergang und in die Stadt mit A. Abend allein. N. M. 2tes Roman-Kapitel
weiter dictiert. Bessere telefonische Gespräche mit A. Wenn nur sein Befin¬
den besser wäre. Aufregung in der Stadt wegen Devisen-Verordnung. A. sehr
nervös, aber gegen mich vertrauter.

9ten V. M. Stadt N. M bei Porges, Abend mit A. im Schweden-Kino. »Razia
auf Liebe« mit Prejean. Ich will es nicht verrufen – ein etwas gemütlicherer
Ton zwischen uns. Ich geb mir solche Mühe–

10ten – Wieder ein wundervoller Herbsttag. A. Vor Mit. vor meiner Türe getrof¬
fen. Kurzer Spaziergang mit ihm. Ich allein dann weiter, er nach Hause.

Ich trug später einen grossen Strauss Dalien zu ihm hinüber. Minna wollte dass
ich eintrete aber ich gieng davon.

Mittag Carry u Magdy. Mit Magdy vor Tisch eine Stunde in der Sonne gesessen

Eben A. hier gewesen mein 2. Roman-Kapitel zum Lesen holen. Gieng
noch ein paar Minuten mit ihm spazieren. Er sah müd und schlecht aus. Es tut mir
so namenlos weh. Er war gestern und heute beim Ohren-Arzt da er gestern
eine kleine Gehörs-Störung hatte, ausser seiner gewöhnlichen Schwer-Hörig¬
keit.

Den Nobel-Preis hat ein unbekannter Schwede bekommen. Daher wenigstens kei¬
nerlei Kränkung für ihn.

Sonntag II[t]en Okt.

Mit A. aufs Kobenzl gefahren, zu Fuss herunter. Wieder ein wunder-voller
Herbst-Tag aber A. so elend dass ich an meinen Tränen würgte. Mittag bei