Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 30. September – 5. Oktober 1931


irgendwie Unfreundliches gesprochen und doch klang seine Stimme ver¬
ärgert. Vielleicht ist es nur sein Befinden– –

1ten Oktober.

Rief nach langer Zeit Dr D. an, der herzlos und kurz angebunden war, und mir
den Zustand A ’s (nach der letzten Röngen-Untersuchung,[)] als sehr
schlimm darstellt, ohne irgend welche Verordnungen zu treffen. Ich hoffe
er will mir nur Angst machen, damit ich nichts rede Alles hinnehme –
Ach das tu ich ja sowie so.

3ten Okt.

Mittag Carry u. Magdy, später Roman dictiert. Abend Kino mit A.

Guter Kriminal-Film mit der Brig. Helm. – Sehr lieber Brief von Hery.

4ten Sonntag.

Einsam V. Mittag spazieren gegangen, da A. ablehnte mit mir zu gehen– – –
Abend Kino bei »Entehrt[«] mit Marlene Dietrich nachher bei ihm. Eifrige
Conversation und Verlegenheit. Ich gieng bald. Er begleitete mich bis
vor meine Türe.

5 ten Oktober.

Heute endlich eine kleine Freude. A. rief in der Früh an es sei so herrli¬
ches Wetter, dass er mit mir ausfahren möchte. Wir fuhren bis zum Sommer-¬
Haidenweg u. giengen zu Fuss weiter und durch den Dornbacher-Park bis
nach Dornbach. Der Himmel strahlend blau die Bäume alle wie vergoldet.

Ich sagte ihm dass ich seit langer Zeit einmal ein bischen froh bin.

Er streichelte meine Wange. Später sassen wir auf einer Bank. Ich nahm
seine Hand. Thränen kamen mir in die Augen. Um uns fiel leise das Laub zu
Boden– – –

N.M. bei Emmy Sachs gewesen. Gut mit ihr gesprochen. Sie ist amüsant.

A. Abend bei seiner Schwester Hajek.