Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 30. August 1931

Wien 30 August 1931

Liebes Kind, – Um diese nun einundeinhalbes Jahr andauernden Discussionen
zum Abschluss zu bringen, nur ein paar Worte.

Ich finde wie Du weisst seit geraumer Zeit, aus den natürlichsten Gründen
dass die Beziehung zwischen dir und mir, nur auf der Basis Freundschaft und
Freiheit fortgesetzt werden kann. Warum eine so[l]che Beziehung durchaus
eine »Schweinerei« sein muss ist für einen logisch denkenden Menschen,
durchaus nicht einzusehen, – umsomehr als ja für keinen der beiden Teile,
eine Verpflichtung zu irgend welchen Beziehungen, welcher Art immer nicht
besteht. Dass sie ihm nicht verwehrt sein dürfte, ist ebenso selbstver¬
ständlich.

Im Übrigen ist es und wird es immermehr,– nicht nur aus seelischen Grün¬
den das wichtigste für mich in relativer Ruhe arbeiten zu können; – und
schon aus Selbsterhaltungstrieb bitte ich dich, auf weitere Unterhaltungen
über dieses Thema nicht zu bestehen.

Über gewisse äussere Voraussetzungen deiner und meiner Existenz und unseres
Vekehrs sprechen wir sobald es dir genehm ist, – die inneren – es ist mein
innigster Wunsch, werden sich dann von selbst ergeben

Arthur.