Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 16.–18. August 1931


Fühle das Wolwollen und die Teilnahme dieser beiden Men¬
schen.

17. Aug. Brief von A Heini fährt mit seiner Mutter am Sonntag fort. Ich
soll dann für 8 Tg. nach Gm.Gm. kommen.–Nein! Das tu ich nicht.

Ich habe A. in G. angerufen, ihm gesagt dass schliesslich auch meine con¬
cessionen Grenzen haben. Ich nicht hier sitzen und warten werde bis ich
für 8 limitierte Tage antreten darf. Ich reise ganz für mich ab.

Er schien wüthend, ersuchte mich einen Brief abzuwarten. Er sähe nicht
ein etc. -- Was hat er je eingesehen?

18 Empörender Brief von A. Erklärt ein für alle mal sich seine Bewegungs¬
[f]reiheit und Bestimmungsrecht für seine Person zu sichern (als ob ich
ihm am Semmering nicht seine Freiheit wiedergegeben hätte) ist aber weiter
bereit am 23ten in G. mit mir zusammenzukommen. Ich frag – wozu -?

Ich antworte telegrafisch: Nicht Heinis verschobene Abreise aber Form Ge¬
fühl und Einstellung bestimmend. Lebwol, alles Gute für dich.

Und dann noch einen Abschieds-Brief den er morgen hat. Ich setze eben den
am Semmering betretenen Weg fort.

Ich fahre morgen Mittag nach Wien. Dass ich überhaupt noch gehen sprechen,
etwas veranlassen kann-

N. Mittag mit Weissweilers die mich durch die k.leine Alline auffordern
liessen eine St. beim Zuckerbäcker. Ich höre mir zu wie ich rede. Dann nach
Hause – einpacken – es schwindelt mir – Schlafmittel.

Wien. Nacht.

Heute Früh vor Abreise einlenkender Express- Brief von A. Sieht ein dass
Zusammensein in G. derzeit sinnlos (das glaub ich ) kommt Sonntag oder
Montag Wien erbittet Nachricht. Schluss des Briefes; »mit den innigsten und
herzlichsten Gedanken«. Zu spät. Carry noch bis 1 U. nachts bei mir geses¬
sen.–Auf der fahrt zur Bahn heut Früh Julius u. Helene getroffen. Sie gab
mir Recht als ich sagte dass ich nicht nach G. fahre, da es Dinge giebt,
die man sich nicht mehr bieten lassen kann. Ich glaube sie sind Beide über
A. empört. Wenn sie erst Alles ja nur eine Teil wüs[s]ten--