Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 16. August 1931

Gmunden, 16.8.1931.

Mein liebes Kind, ich sehe in unserer Correspondenz wirklich kein sol-
ches »hin und her«; der Tag unserer Zusammenkunft stand so wenig fest
als der Ort und was die Reise von Gastein hieher anbelangt überschätzt
Du die Entfernung. Der beste Zug von Gastein geht 16.10 (also cca 5 Uhr)
ab, von Salzburg 18.45, ist in Attnang 20,45, von dort ab 21.30, an in Gmun¬
den 21.50.

Nun hat sich immerhin die Sache insofern geändert, als Heini um eine
Verlängerung des Urlaubs bei der Staatstheaterintendanz eingekommen
ist und im Falle der ziemlich sicheren Bewilligung bis Samstag 22.
bei mir bleiben und zugleich mit O. nach Berlin fahren dürfte. Dass
ich die paar Tage gern noch mit ihm verbringen möchte, siehst
Du gewiss ein. Bliebst Du also die paar Tage mehr in Gastein,
so hättest Du eben Deine 3wöchentliche Kur beendet und wir würden uns
am Sonntag den 23. treffen und bis Ende des Monats zusammen bleiben.
Sollte es Dir unangenehm sein im gleichen Hotel hier abzusteigen, wo
ich mit (Heini u.) O. zusammen gewohnt habe, so kann ich ohne weiters
ins Kurhotel (das sehr nett) Übersiedeln (wo ich mir übrigens schon
Zimmer angesehn habe.) Ich würde Salzburg vorziehn, aber ich wünsche
nicht in die Festspielgesellschaft zu gerathen; und die Festspiele
dauern bis zum 31.–Schinnerer war über einen Tag in Aussee, kommt heut
wieder und fährt Montag Abend weg (nach Berlin,Hamburg); Amerika am
Dienstag Abend oder Mittwoch Früh.

Ich hoffe aber mein Kind, dass der Aufenthalt von ein paar Tagen Dich in
Deinen Entschlüssen nicht beeinflusst und dass wir hier noch etliche
gute Tage haben werden. Schreib mir gleich und sei tausendmal gegrüsst

Dein

A.