Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 14. August 1931

Bad Gastein,Villa Wasing,

14.8.1931.

Liebes Kind,– Danke, aber ein anderer Inhalt Deiner Zeilen wäre in
diesem Augenblick zweckmässiger gewesen.–Ich sende diesen inlie¬
gend zurück.

Gmunden lieg gar nicht auf meinem Weg, umso mehr als Du ja nicht wis¬
sen konntest, welchen Weg ich allein einschlagen würde. Schliesslich
7 Stunden Fahrt mit einer Stunde Aufenthalt in Attnang sind nicht
bezaubernd.

Ich konnte nach Deinen Anrufen in Wien, und einem sehr lieben Brief
des Dr. Donath annehmen, dass Du hierher oder zumindest mir ent¬
gegenkommen würdest. Aber Du scheinst inzwischen die Situation
vergessen zu haben oder vergessen zu wollen. Wenn ich Dir auf Dei¬
nen Wunsch Dich wiederzusehen Salzburg oder einen andern Ort an der
Strecke (ich meinte etwa Zell) vorgeschlagen habe, so geschah es, um
Dir dieses Zusammenkommen zu erleichtern und wegen der vielen Be¬
kannten und bekannten Erscheinungen hier, die Dir vielleicht unangenehm
gewesen wäre.

Gmunden war mir nie sehr sympathisch. Jeder Ort kann einem sympathisch
werden aber vorderhand sehe ich leider nichts, was mich dies erhof¬
fen lässt. Wenn ich trotzdem bereit bin am 18. um 18 Uhr 20. d.i.
gegen ½7 Uhr abends dort einzutreffen, so thue ich es nur mit Rück¬
sicht auf Deine Nerven, Deine Bequemlichkeit. Deine Gesundheit, und um
den Irritationen dieses »Hin und Her«, das mir so gar nicht liegt, ein
Ziel zu setzen. Ich hatte gestern auf meinen Brief vom 12., der sich
mit dem Deinen kreuzte, ein Telegramm erwartet. Da keines kam, bleibt
es bei dieser Vereinbarung und bitte ich Dich nur umgehend um eine
Zeile, die mir den Empfang dieses Schreibens bestätigen soll. Indessen
schönste Grüsse und weiter alles Gute.

Clara Katharina.