Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 12. August 1931

Gmunden, 12.8.1931.

(nach Gastein)

Mein liebes Kind, erst gestern ist Arnoldo hier eingetroffen; -
Heini fährt am Sonntag d. 16. wieder nach Berlin; Arnoldo dürfte
Dienstag 18., spätestens Mittwoch wieder abreisen und so lange bleibt
auch O. hier; – ich schlage Dir vor, so lange in Gastein zu bleiben
(die reguläre Kurzeit wäre ja 3 Wochen) und von dort aus direct
hieher zu mir nach Gmunden zu kommen. Das liegt Dir ja auf dem Weg-
über Attnang musst Du jedesfalls fahren; – und für uns beide das
bequemste. Die Landschaft ist schön, die Spazierwege angenehm; das
Hotel wenn auch mit den bekannten Unzukömmlichkeiten der alten
Salzkammerguthotels gesegnet, gut gehalten, die Küche sehr
anständig, der Preis moderiert. Das Wetter wird sich hoffentlich bes¬
sern; – und das Klima ist in jedem Fall milder als in Gastein. Mich von
Wien weiter zu entfernen habe ich vorläufig wenig Lust; wird das
Wetter wieder schön, so lässt sich von hier aus alles unterne[h]men.

(Schinnerer hat seine Ankunft für heute Nachmittag angesagt, ich
nehme an, dass er mit Heini zusammen von hier abreisen wird.)

Ich wäre sehr froh, wenn Du mit meinem Vorschlag einverstanden wärst,-
damit Du nicht am Ende durch materielle Erwägungen bestimmt wirst,
lege ich hier für alle Fälle 200 S. bei. Solltest Du irgendwelche
Gegenvorschläge haben, so sag sie mir bald. Es scheint ja, dass der
Aufenthalt in Gastein und vielleicht auch die Bäder Dir gut oder
wenigstens wohl thun. Mein Befinden ist nicht schlecht; – Kopf, Magen
freilich nicht ideal; aber damit lass ich mich abfinden.–Auf sehr
baldiges Wiedersehen also und alles Herzliche und Innige. Dein A.