Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 19.–21. Juli 1931

19.7. In der Früh kam A. wieder herein strich mir leich über das Haar,
Trug mir wieder das Badezimmer an. Ich hatte sehr schlecht geschlafen,
war müde. Während er allein spezieren gieng badete ich. Als er heimkam
bat er mich ihm aus meiner Biografie vorzulesen. strich mir dann wieder
anerkennend über das Haar und erzählte mir er habe eine Karte von der Cl.
aus Zöptau bekommen, und er habe nie gewust dass es ein Schloss dieses
Namens giebt. Ich habe in der Früh beim Baden ein Couvert mit diesem Stem¬
pel gefunden oder richtiger ein Stück davon. Ich muss mich vergewissern.
Dahinter steckt eine Lüge.

Im Briefkorb 2 Couverts mit dem Stempel Z. gefunden. Eines ist über Wien
gegangen und dabei ist sie erst am 15 ten abgereist. Ich sage kein Wort
aber ich leide unmenschlich.

Prof. Schinnerer angekommen. Wir speisten zusammen u. N. M. während A. ar¬
beitete sass ich allein mit ihm in der Halle und sprach mit ihm im Interesse
von A. über Amerik. Verleger und über den Nobel-Preis den heuer angeblich
ein Österreicher bekommen soll. Wir wollen was möglich ist dazu tun, dass
A. ihn bekommt. Sch. schreibt nach Amerika. Aber ich halt es für aussichts¬
los

20. Wieder ein Couvert mit Stempel Z. im Papier-Korb. A. schrieb V. M.
in der Halle Briefe und trug sie selbst zur Post. Mittag musste ich ihm
weiter Biogr. vorlesen, dann wieder ein Streicheln über mein Haar. Ich füh¬
le mich elend. Und draussen schüttet es.

Zu Tisch Alma und Werfel. Beide glücklich sprühend heiter. A. sehr blass
u. enerviert wenn er auch lacht,– er weiss genau dass er falsch zu mir ist.
aber er ahnt nicht dass ich weiss.

21.7. V. M. Spaziergang. Ich bemühe mich harmlos heiter zu sein. Correktur-¬
Bogen meiner Aphorismen, die ich der Presse geschickt habe. Sie kommen sehr
zurecht. -A. Abend sehr blass klagt über Kopfschmerzen. Ich gehe zeitlich
hinauf. Wieder ein Couvert im Papierkorb. Ich verbringe eine schlaflose Nacht
Mein Darm -Chatarr setzt wieder ein.