Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 19.–21. Juni 1931

Das Stück »Komparserie« von Duschinski sehr gut, sehr ergreifend, Heinis
Inscenierung brillant. Nachher brachte mich A. nachhause. Ruth und
Heini bei ihm zu Tisch. Ruth fährt angeblich Dienstag fort. Die Familie
der »Zwischenspiele« – dazu tauge ich nicht.

Gestern Mittag die Kinder bei mir, dann mit ihnen, während ein Orkan über
Wien niederging, beim Vortrag Spechts über die »Bacchantinnen« von Egon.
Specht sprach nicht gut und so viel Entschuldigungen gleichen Beschul¬
digungen. In meinem Garten ist ein Baum abgebrochen und alle Rosen
vernichtet. In mir ist eine grenzenlose Traurigkeit und mein Befinden
täglich schlechter. Heute ab 5 Uhr Darmzustände und Schmerzen, nahm Papa¬
verin.

20.6. Karte zu den »Baccchantinnen« geholt, da Alma, die mit mir gehen
wollte, sich nicht meldete. Dann bei Hedwig, die mir Empfehlungen für Harry
nach Buenos-Aires gab, wie ist das beste, gütigste Wesen. Harry
war gestern Abend bei ihr und sie findet ihn sehr nett und vernünftig.
Wenn ich an meinen Kindern Fehlern und Mängel finde, so sind sie noch
immer tausendmal besser als andere.

A. Anruf Nachmittag. Er frug gar nicht, wohin ich nach dem Theater gehe.
Ich bin überzeugt, die Glauser ist heute in der Volkstheaterpremière und
er ist nachher mit ihr zusammen (mein Verdacht nimmt zu). Emmy W. sagte
mir letzthin, sie finde sie maniriert und minaudi¬
rend. Ich wünschte, ich hätte diese Première hinter mir und läge mit
Schlafmitteln zu Bett.

21.6. Der Erfolg gestern stürmisch, sogar Korngold muss in seiner Kritik
bacchantischen Applaus zugeben, obwohl er wie erwartet, schimpft. Nachher
Zusammenkunft im Blauen Saal Hotel Imperial. Ich ging sehr bald, da ich
mich elend fühlte.–Heute Anruf A. Er war nach dem Theater mit seiner
ganzen Familie, Frau Clauser, deren Freundin, Heini und der Schauspielerin
Ulrich bei Schöner nachtmahlen. Ich fürchte immer, ich werde nicht bis zu