Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 23.–27. Februar 1931


opportunistisch wichtig wäre. Vergnügen?? -

Carry eine Ablagerung der Furunkel in den Rippen. Bin noch rasch zu
ihm ins Spital gefahren, da ich selbst sicher morgen liegen werde. Er
hat 38 Temperatur, eine Incision möglich. Gibt jetzt selbst zu, durch
Verschlampung der Gesichtsfurunkel es verschuldet zu haben.

Umarbeitung der Corday zur Wohlgemut geschickt

24.2. Liege mit 38 Temperatur und Grippe zu Bett. Von Cary bessere
Berichte, wenn auch Incision noch nicht ganz ausgeschlossen. Mein
Befinden seelisch und physisch elend.

A. am Abend hier, obwohl ich ihm abriet. Wahrscheinlich wegen Radio.
Programm: Strauss-Lehar: Land des Lächelnds.Er hörte im andern Zimmer
zu. Dann nachtmahlte er. Dann sass er stumm wegstarrend an meinem Bett.

25.2. Carry im gleichen. Ich 37.4. Matt und hin. Gespräch mit Frau
Zsolnay. Wenig Aussicht für die Novellen. Um 3 Uhr Anruf Graf Thun.
Negativer Ausfall des Besuchs seiner Frau bei Wildgans. Stück zu episch,
will es nicht nochmals lesen. Jetzt fehlt noch eine Absage Benedikts
für meine Novelle, dann kann ich nicht einmal meine Versatzscheine aus¬
lösen.

26.2. Mein Befinden physisch und psychisch elend. A. Nachmittag einen
Augenblick bei mir. Ich weiss nicht wozu. Kälte und Entfremdung nehmen
zu. Ich erzähle A., dass am 28. das Konzert (mein vertontes Gedicht)
stattfindet. Er antwortet, er gehe mit seinem Bruder zum Konzert der
Lili Krauss. Carry geht es gottlob besser. Ich lese Schalom Asch.

27.2. (38 Temperatur). Heute Dejeuner bei Auernheimers für Colette. Auch
das versäum ich. A. geht allein. A. war übrigens auch bei Ferry zu
Tisch eingeladen (mit Lili Krauss), er hatte »leider« schon vorher bei
Auernheimer zugesagt.

Abend sich bei mir angesagt, weil im Radio »Die verkaufte Braut« war.
Ich musste dreimal aus dem Bett, um ihm das Radio einzustellen. Er hat