Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 18.–23. Februar 1931


Konversation und Kälte. Heute Arbeit und allein zuhaus.

19.2. Nachm. bei Beer-Hofmann. Corday durchgesprochen. Gute Ratschläge.
Angenehmes Zusammensein mit lieben Menschen. Er und sie beide sehr
nett. Das Haus prachtvoll. Abend Vorlesung Wildgans. Gedichte kann man
nur beim Selbstlesen beurteilen. Viele Bekannte. Frau Wohlgemut, Auern¬
heimer, Kuranda, Maria Mayer, die mich anjammert, dass sie nicht die An¬
selma spielen konnte.

20.2. Mit A. im Kino, dann Deutsches Haus elend genachtmahlt. Film:
Herr auf Bestellung. Oed und ordinär. Der ganze Abend fast unerträg¬
lich. Nachher noch Pathophonmusik zugehört, um die Zeit tot zu schla¬
gen. Kein freundliches Wort von seinen Lippen und ich bin müde – müde.
Sonntag geht er mit Familie Cl. zum Gang zum Weiher. Er hat vielleicht
geglaubt, ich werde auf diese Mitteilung reagieren. Aber ich denke nicht
daran. Mir ist alles wurst oder es ist Erschöpfung.

21.2. Mittag Kinder. Ueber Carry geärgert, der seine Furunkel ver¬
schlampt und elend aus sieht. Dann bei Thun-Kohlgemut. Sie sind von
der Corday begeistert, nur Bedenken, dass sie für die Rolle zu alt ist.
Sie will aber doch mit Wildgans sprechen. Hin und zurück in ihrem Auto.
Beide ausserordentlich sympathische Menschen.

22.2. Sonntag. Mittag auf seinen Wunsch bei A. Literarische conversation
(Corday etc.) A. scheint die Entfremdung unangenehm zu empfinden,
will mich beim Fortgehen auf die Augen küssen. Ich bin ablehnend.
Ich bin nicht für sinnlose Gebärden. Entweder oder. Für diese programm¬
mäsige Freundschaft und launenhaften Annäherungen bin ich nicht mehr zu
haben. Den ganzen Nachmittag und Abend allein zuhause gearbeitet. Aen¬
derungen im Sinn der Wohlgemut und Beer-Hofmanns. Ob ich etwas errei¬
che? Uebrigens heiser und wenig wohl.

23.2. Heiser und wenig wohl und möchte doch diese Woche gesund sein.
Mittwoch Pen-Klub-Abend für »Colette« und auch manches andere, was mir