Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 7.–13. Februar 1931


sind. -Voriges Jahr war ich an diesem Tag in seinem Schlafzimmer-
als Geliebte – heute soll ich, wenn ich Lust habe, zum Nachtmahl hinüber¬
kommen, weil Frieda zum Diktat drüben ist. Nein, -ich habe keine Lust.

8.2.1931. Er rief gestern um 9 Uhr an, warum ich nicht komme, er erwar¬
te mich doch. So ging ich also hinüber. Frieda war da und das Zusam¬
mensein daher harmlos.

9.2.1931. Im Kino bei Danton und nachher Meisl. Schrecklicher Abend.
Als ich aus meiner Erbitterung heraus über Dora Michaelis eine Be¬
merkung machte (über ihre seinerzeitige Intervention) strampelte er
im Auto mit den Füssen vor Wut. Und doch, wäre sie nicht gewesen -

Mittag Cary, Magdi. Dann ermattet am Diwan gelegen. Habe A. erklärt,
dass ich abend zuhause bleibe. Ich bin müde.

10.2.1931. An ein paar Aphorismen geschrieben. A. bat mich am Abend
zu ihm zu kommen. Ich kann mich nicht mehr freuen.

12.2.1931.Kostümprobe im Burgtheater (Gang zum Weiher). Unerhörte
Schönheiten in diesem Stück, aber Peinlichkeiten, über die man schwer
hinweg kommt. Sprach Wildgans und war bei Wohlgemut in der Garderobe,
da ich an einem ihrer Kleider etwas auszusetzen fand. Sie ist eine
liebe Person, Wirklich gut in ihren Rollen nur Hennings (Konrad).
teilweise Johannsen (Leonilda), Wohlgemut (Anselma). Onno (Sylvester
Thorn) kaum zu ertragen. Balser reizlos. (Aslan wär am Platz). Heine
(Sekretär) banal.

Gestern Abend mit Frieda bei A. genachtmahlt, der recht heiter war.

13.2.1931. Vormittag von A. abgeholt in die Generalprobe. Auch Anna
kam hin. Ich fand die Aufführung heute besser als gestern, wenn auch
noch viel auszusetzen wäre. Ich fürchte doch die morgige Première.
Es ist viel verworren, viel peinlich und ob das Publikum die Gewalt
der Sprache, die Schönheiten dieses Stückes als solches würdigen wird--
Trotzdem ich A. riet heute zuhaus zurbleiben, will er mich ins Kino
holen und nachher soupieren gehen. Wie soll man sich da in ihm aus¬