Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 18.–21. Januar 1931

Ich glaube es nicht aber ich lasse es ihn nicht merken, um ihn nicht zu
alterieren. Wenn er dort war, so ist er vorher oder nachher wo anders gewe¬
sen, denn er kommt von Gisa immer sehr zeitlich zurück. Gott, diese Sorgen
und dazu dieses gerechtfertigte Mistrauen, das bringt mich um.

Abends mit Beer-Hofmanns und Saltens bei A. genachtmahlt.. Langweilige end¬
lose Theater – Gespräche. Salten ist mir unheimlich. A. sah übrigens so müde
aus, dass ich den andern um ½ 12 ein Zeichen gab aufzubrechen.

Beer Hoffmann sagte mir am Heimweg, dass ihm das Bild aus der Cordey (in der
N. Fr. Presse ) sehr gefallen habe. Ich versprach ihm das ganze Stück zu
schicken.

A. heute V. M. erste Burgtheater-Probe. Ich in der Stadt (Dorotheum), woll¬
te einen Ring versetzen, bekam aber nicht soviel als ich brauchte.

N. M. Rudy mit Maler Zcettel dem ich »Mimi und Gwendy[« ]übergab, wegen even¬
tueller Beeinflussung des Wildgans. Um ½8 zu Benedikt (N. Fr. Presse)
wegen Novelle »Mütter«. Fast 1 St. Gespräch. B. überaus nett zu mir. Dann
zu A. mit ihm und Frieda genachtmahlt, da er der Proben wegen abends dictiert

20 ten I. Geburtstag meines Mannes. Ich gedenke seiner ohne jeden Groll aber
auch ohne jedes Gefühl von Zugehörigkeit. Wie weit ist das Alles--

V. M. in der Stadt. Einen Ring und eine Perlen- Nadel für 400 Sch. versetzt
eine ½ St. unter 20 Menschen angestellt gestanden. Gemüse und Käse für A.
besorgt, da seine Köchin gar nicht gut für ihn sorgt.

N. M. Telefon- Gespräch mit ihm. Er scheint von den Prohen garnicht befrie¬
digt.

Stiller N. Mittag. Vergeblicher Versuch zu arbeiten. Biografie weitergeschrie¬
ben und gelesen. Kurzes Abendgespräch mit A. Warmes Bad. Sonst immer Früh
ein Halb- Bad aber ich hatte so eine Sehnsucht nach heissem Wasser. War wie
erstarrt.

21 ten Elend geschlafen. Keine Möglichkeit zu arbeiten. »Alexanderplatz«
weitergelesen (ohne Vergnügen) und Biogr. weitergeschrieben. Wetter mild
aber wässeriger Schnee.. Keine Lust auszugehen. 2 Tage keinen Menschen gesehen,
Kurze telefonische Gespräche mit den Kindern. N. M. geschlafen. Soll am Abend