Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 16.–18. Januar 1931


ganz in der Nähe vom Geburtstag der O. ist.

V. M. langes Telefon-Gespräch mit Graf Thun (Mann der Wolgemut) später mit
Alma Ma[h]ler.

Abend kommen, Otto Emmy Martha. A. den ich nicht dazu bat, hat sich spon¬
tan für nach dem Nachtmal angesagt. Ich wundere mich weil er (wie er
gestern sagte) einen Abend allein sein wollte. Vielleicht ist es wirk¬
lich ein lieber Gedanke von ihm – Ich bin halt schon so mistrauisch und inner¬
lich zerstört. Mittag kam ein schöner weisser Azaleen- stock von ihm.

17ten Der gestrige Abend war sehr öde. So lange Otto Emmy Marta allein
da waren gieng es noch an, aber um ½ 10 kam A. und sofort musste das Radio
spielen. Und dabei fielen ihm fortwährend die Augen zu.

Heute Mittag Carry u. Magdy die sehr erholt aus Puchenstuben zurückkamen
und Hery der sehr lustig war.–Am Nachmittag Anna, die sehr abgerackert aus¬
sieht. Ich war nachher auch sehr müde. – »Mimi und Gwendy« Abschrift in Ord¬
nung gebracht da ich dieses Stück Herrn Zcettel [(]der Montag mit Rudy zu mir
kommen soll) mitgeben möchte. Er hat die »Kleine Katharina[«] insceniert,
d. H. die Kostüme dazu entworfen.

Abend allein. A. angeblich auch allein – Heute der Geburtstag der O.
18ten I. Ich schlafe elend trotz Schlafmittel. Dr. D. behauptete letzthin
A. fände dass unsere Beziehung jetzt eine so schöne harmonische sei. Ahnt
A. wirklich nicht was ich durchmache und dass es nur Beherrschung ist.
Er musste heute V. M. ins Burgtheater. Ich war allein 1 Stunde spazieren.

Seit 3 Tagen Chirokale Stürme. Thermometer immer über 0.

Habe um 3 Uhr 45 m A. wiederholt angerufen- zu meinem Erstaunen meldete sich
niemand. Ich laufe hinüber (ich glaubte an eine Telef. Störung) Minna sagt
A. sei zu Tisch nicht zu Hause gewesen. Davon hat er mir nichts gesagt,
als wir uns um ½ 10 telefonisch sprachen. (Er erzählte sonst immer wenn
er nicht zu Hause speist) Um ½5 ist er bei neuerlichem Anruf noch nicht
da. Um dreiviertel 5 ruft er sehr brummig an ohne (angeblich) zu wissen,
dass ich vorher anrief (Erst auf meine Frage, was er heute unternommen
hat, erzählt er er sei bei seiner Schwester Gisa zu Tisch gewesen.