Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 13.–14. Januar 1931


Als er mich anrief, wusste er es schon und klagte über schreckliche
Kopfschmerzen. Nur Unangenehmes von allen Seiten, sagte er und keine
Einnahmen. Amerika hält die Zahlungen zurück, die ihm zukommen, es
bestreitet sein Recht auf Anteil an Tonfilmen, die aus seinen Stücken
und stummen Filmen gemacht werden sollen. Aufregende Briefe, Pro¬
zesse etc. Wie, mein Gott, soll man ihn da vor Aufregungen schützen.
Und die O. braucht im Monat 1500 Mark.

Ich kann nicht mehr arbeiten. Ich habe schon letzthin Frau Clauser
gebeten, da ihre Schwägerin mit der Wohlgemut gut ist, auf diese ein¬
wirken zu lassen, dass sie wegen dieser Rolle doch keine Geschichten
machen soll, dass es eher der Johannsen unangenehm sein müsste, die
durch sie in den Schatten gestellt und nicht jung genug wirken wird
(als Leonilda). Hoffentlich hat Frau Cl. nicht vergessen. A. gab ich
den Rat jedenfalls mit dem Burgtheater und Wildganz zu sprechen.

Der Dr. Benedikt muss auch nicht wissen, was in seinem Blatt vorgeht,
dass er so einen Unsinn drucken lässt. Und die Wohlgemut ist eine
Gans, sonst würde sie sich nicht weigern eine Rolle zu spielen, weil
sie älter als die Heldin und nicht die Heldin ist. Menschen – Men-
schen!

14.1.1931.

Gestern Abend A. bei mir. Im Radio Hofmanns Erzählungen. Ich
war sehr müße, tief innerlich müde. A. tut mir entsetzlich leid und
doch fühle ich, wie er mich irgendwo bösartig quält.

Frau Clauser telefonierte mir, dass ihre Intervention bei Frau Wohl¬
gemut ganz vergebens war. A. hatte übrigens gestern einen blödsinni¬
gen Brief von der W., wo sie ihn um Verschiebung des Stückes auf den
Herbst bat, weil sie heuer keine wirklich grosse Rolle hat. Ich gehe
heute zum ersten Mal aus, zum Friseur, weil wir am Abend bei Alma und
Werfel eingeladen sind. Ich sehe elend aus und will gut aussehen.