Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 10.–11. Januar 1931


Ich sagte ja, ich verspreche, aber ich bitte ihn keinerlei Programme für Zu¬
sammenkünfte etc. aufzustellen, dass ich nichteinmal wage A. zu fragen ob er
morgen in ein Kino will, weil ihn jede Abmachung enerviere, und zu einer fixen
Idee bei ihm werde.

Er meinte, er habe nur aus seiner Liebe zu Lily heraus das Bedürfnis ge¬
habt, die Eltern auf die sich ein Teil dieser Liebe übertragen hat, gemein¬
sam zu treffen aber er sehe jetzt wol, es sei ein Fehler gewesen etc. Dann
erzählte er dass Ruth sich schlecht gegen Heini benehme, O. Sehr gegne die R.
sei was ihr Heini wieder übel nimmt. Ich sagte: was immer dort geschieht
man soll diesen alten Mann damit verschonen, der keinem Choc mehr ge¬
wachsen ist. Ich konnte nicht deutlicher sein. Im übrigen war ich sehr artig
zu ihm. Als er mir seine Freunschaft zur O. erklären wollte (bei aller Kenn¬
nis ihrer Fehler, wie er sagte) lehnte ich ab; das gehe mich garnichts an, das
sei seine Sache.

A. sagte mir heute telefonisch, Arn. sei sehr glücklich, ein freundliches
Entgegenkommen oder so ähnlich bei mir gefunden zu haben. A. brachte mir heu¬
te auch endlich ein Bild von Lily, um das ich ihn seit 2 Jahren bitte. Es
war so lieb von ihm. Gott wenn das Leben nur nicht so traurig vor mir
liegen würde.

Mittag die Kinder bei mir (alle drei) Zwang mich zu ein wenig Heiterkeit.
Dann Carry allein mein Herz ausgeschüttet.

2ten I. Noch immer Husten und etwas Temperatur. A. kommt zu mir, obwol ich
bitte, es um seinetwillen nicht zu tun. Ich bin froh wenn ich in der Früh s
seine Stimme am Telefon gehört habe.

Er war V. M. bei mir, sah elend aus. Er bat mich ihm den Kopf mit Köllnerwas¬
ser zu massieren.

Ich verfluche die Dora M. die mir diesen Sommer zerbrochen hat,und vielleicht
noch mehr. Ich kann nichts mehr arbeiten nicht anderes denken als Ihn.