Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 7.–10. Januar 1931


- nur sein Schwiegervater Julius weis ) A. wird nicht sehr alt werden. Alles
ist finster geworden, ich vermag den Gedanken nicht zu Ende zu denken-
Ich frug; wie konnten sie in diesen Sommer noch behaupten dass sein Herz
ganz gesund ist, ihn ins Engadin schicken? Er behauptet, er habe mir nur
die Wahrheit nicht sagen wollen und die Höhe hätte keinen Einfluss, würde
ihm auch jetzt nicht schaden. Ich kann das nicht glauben. Da stimmt etwas nicht
D. sagt; nur Diät, Entziehung von Flüssigkeiten, keine Aufregungen sonst ge¬
be es nichts. Und wenn ich ihn nicht vor ein paar Wochen und immer wieder be¬
schworen hätte, sich um A. zu kümmern, wäre das nicht einmal geschehen oder
richtiger verordnet worden. Und ich bin so machtlos-

Wie hat A. mich in diesen Jahr gequält und wie gern will ich alles hinnehmen,
wenn er nur da ist.

8ten. A. ruft mich heute Früh an. Die Clauser die heute N. M. zu mir kommen
soll ist zu Tisch bei ihm (und Arnoldo) Es wäre so selbstverständlich
dass er mich fazu bittet- aber das ist Alles so gleichgiltig geworden.

Dr D. beschwor mich heiter zu sein mich nichts merken zu lassen. Wie soll mir
das nur möglich sein.

Heute Abend soll ich mit A. und Arnoldo ausgehn.

9te. I. N. M. Fr. Clauser bei mir. Sie ist eine ganz nette nicht sehr klu¬
ge etwas manirierte Person und ich glaube nicht ganz aufrichtig.

Abend mit A. und Arnoldo bei Ronacher dann bei Meissl genachtmahlt. Ich ver¬
stehe nicht wie Arnoldo einer kultivierten Frau gefallen kann. Er ist und bleibt
mir verdächtig.

Ich bin heute sehr erkältet gar nicht ausgegangen. Nur Speiszettel für A's
Diät zusammengestellt und die Zeit vertrödelt.

10ten Arnoldo kam gestern gegen Abend mir einen Besuch machen ehe er abreiste.
Offenbar in der Absicht, eine freundschaftliche Beziehung zwischen uns zu
schaffen. Er sagte in seinem schlechten Französisch ungefähr; Er vertraue mir
»Arturio« an er w[ei]ss jetzt welches Vertrauen und welche »Amitié« dieser für mich
hat, und er bitte mich nur (obwol er Arturio in guter Verfassung finde) ihm
zu versprechen, wenn ihm je etwas Ernstes fehle, ihn sofort zu verständigen.