Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 4.–7. Januar 1931


krapfen, Thunfischkonserve, gezwibelter Kartoffelsalat; ausserdem
irritierte ihn sicherlich die morgige Ankunft Arnoldos. Ich habe
gleich Dr. D. telefoniert.-Mittag Harry bei mir. Besprechungen we¬
gen seiner Zukunft.

5.1.31. Gestern Abend bei A., der recht matt war. Ferry D. hat ihn
am Nachmittag besucht und wieder eine Diät verordnet. A. schien
auch sehr mit seiner Bilanz beschäftigt. Der Mangel an Einnahmen
bedrückt ihn und macht ihm Sorgen. Er tut mir so leid und dieses
Weib in Berlin nützt ihn in der schändlichsten Weise aus. Heute
erzählte mir Frieda, dass er der O. jetzt 1500 Mark gibt, weil sie
nicht auskommt. Ich versteh ihn nicht.

Gestern der erste Teil von dem Bild aus der »Corday« in der Neuen
Freien Presse. Morgen kommt der Schluss. Gott geb es nur einen Weg
Geld zu verdienen. Ich habe schon von einigen Leuten, die eher
streng sind, gute Urteile gehört. Emmy Wellesz und Hofrat Pollak.
Ich bin sehr traurig. Der Zustand von A. depremiert mich. Wetter
nasskalt, um Null herum. Gestern Abend grosse Krawalle wegen der
Aufführung des Remarque-Film, antisemitische Strassengesindel und
Lausbuben, die keine Ahnung haben, was vorgeht. Allein zuhause.

6.1.31. Arnoldo in Wien. Machte am Vormittag einen einsamen Spa¬
ziergang. Abend mit Frieda und ihrem Bruder bei A. mit dem idioti¬
schen Schwiegersohn. Wie Lili den heiraten konnte? Ich werde jetzt
immer mit Frieda und ihrem Bruder eingeladen. Morgen ist die ganze
Familie S. gebeten, da werde ich ausgeschlossen. Es ist so grotesk,
dass ich mich nicht mehr ärgere. »Corday« wieder in drei Fortsetzun¬
gen zerfetzt. Neue Freie Presse!!!

7.1.31. Heute geh ich zu Dr. D., um mit ihm mündlich über A.'s Befinden
zu reden. Ich weiss nicht warum, aber ich fürchte mich vor
dieser Unterredung.

Meine Angst war nur zu berechtigt. Dr. D. sagte, er fühle sich ver¬
pflichtet mir als der A. am nahestehendsten Person zu sagen – nur