1.1.1931. Der Abend war ganz nett. Ich hatte mein grünes Kleid
angezogen und glaub, ich hab gut ausgesehen, obwohl ich mich physisch
nicht sehr wohl fühlte. Ich war sehr heiter, unterhielt mich viel
mit Friedas Bruder. Gegen A. konventionell freundlich.
Heute Vormittag brachte mich A. zu Tante Clara, dann fuhr er weiter
zu Julius, dessen Schwiegermutter gestorben ist. Gegen Abend tele¬
fonisches Gespräch mit Frieda, die mir ihr und ihres Bruders Ent¬
zücken über den gestrigen Abend mitteilte. Der Bruder war angeblich
überrascht über die Schönheit meiner Haut (ich war nämlich decolle¬
tiert). Immerhin ganz erfreulich in meinem Alter. Ich sagte Frieda,
sie solle es A. erzählen. – Brief von Horch, der mir nochmals zu
Kürzungen der »Corday« rät.
2.1.31. Gestern Abend mit A. im Kino (Anna Krystin mit der Garbo).
Wundervoll trotz Tonfilm. Nachher bei A., obwohl ich Restaurant
vorgeschlagen hatte. Nach dem Nachtmahl in seinem Arbeitszimmer
frug er mich, warum ich innerlich nicht gut zu ihm stehe. Ich müsse
doch fühlen, dass er mich jetzt besonders lieb habe. Ich antwortete,
dass ich das gar nicht merke, und mich doch ganz seinen Wünschen und
Intentionen in meinem Wesen füge, er wolle es doch gar nicht anders.
Er meinte wieder, es sei bei ihm nur ein Versagen der Libido und
auch die Tiere im Winter.... etc. Das habe aber mit seinen Gefühlen
für mich nichts zu tun, er vermag nur nicht sie zu äussern. Im
ganzen war es ein besserer Abend als sonst. Aber ich will mich keinen
Hoffnungen mehr hingeben, es kommen doch immer Enttäuschungen nach.
3.1.31. Gestern Abend Theater a.d. Wien. Viktoria und ihr Husar.
Besonders hübsche Operette. Nachher Weingartl. A. nicht gut ausge¬
sehen. Einvernehmen gut, aber ohne jede Zärtlichkeit. Heute gegen
Abend bei Hedwig, dann zuhause und zeitlich zu Bett.
4.1.31. A. telefonierte heute, dass er in der Früh wieder Ueblichkei¬
ten hatte. Sicher die Reihe von Diätfehlern, auf die ich ihn vergeb¬
lich aufmerksam machte. Beuschel um ½12 im Gasthaus, Faschings¬