Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 21.–25. Dezember 1930

21.12.1930. Goldener Sonntag.

Vormittag Stadt. Viele Bekannte. Sektionschef Schreyer applaudierte
lachend, als er mich sah. Ich hätte letzthin im Theater so fabelhaft
ausgesehn und ich soll weiter so bleiben, wie ich jetzt bin. Frieda,
Hedwig, Herrn von Sachs gesprochen. Rendezvous am Graben mit A.,der
recht schlecht aussah. Wir holten Schwarzkopf und speisten bei A.
Nachmittag »Komödie« (Chlumberg Trauerfeier) mit Gisella B. Abend wie¬
der mit A. Eos-Ki[n]o Va banque (ganz nett Gründgens, Dagover), dann bei
ihm genachtmahlt. Vor dem Fortgehn knöpfelte ich ihm seine neuen
Stiefel auf, er schien plötzlich bewegt, küsste mich mit Herzlichkeit,
ein Augenblick, in dem man sich wieder etwas näher war. Er sagte:
»Du bist rührend.«

22.12.1930. Vormittag Stadt. Nachmittag bei Cary, Magdi. Carys Ge¬
burtstag. Er ist meine grösste Freude. Gegen Abend Glatteis. Ich
zuhause. A. angeblich auch. Rief um ½10 Uhr bei mir an, schien ziem¬
lich nervös.

23.12. Vormittag Stadt. A. Nachmittag wegen Radioumtausch eine Viertel¬
stunde hier, kühl und müd.

24.12. Windstill, kalt. Gestern Abend mit A. »Kleine Katharina[«] von
Savoir (ganz unterhaltend, wenn auch recht wertlos). Nachher mit Hof¬
rätin Z. (die die Uebersetzung besorgt hat) im Imperial. Sie fand,
dass ich besonders gut aussehe. Auf der Heimfahrt A. wieder betont
kalt. Ich habe elend geschlafen.

Gegen 7 Uhr Abend zu A. hinüber ihm die Geschenke bringen. Tischdecke
und Cache pot aus Petit Point, freundlich, kühl, trotz meiner Herzlich¬
keit. Ich nach Hause, um Harry zu erwarten, er zu seinem Bruder. Nacht¬
mahl mit Harry, der mir recht viel Sorgen macht.

25.12. Kurzer Spazlergang mit A. Er teilt mir mit, dass er
Beer-Hofmann und Frieda zum Sylvesterabend (bei ihm) dazu gebeten
hat. Ich war perplex, da wir letzthin davon sprachen, dass wir diesen
Sylvesterabend einmal zusammen verbringen wollen und es nur so