Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 19.–28. November 1930


mit Gotteshilfe auch hier glücklich sein. Das ist die Hauptsache.

4. Brief von A. Er freut sich auf das Wiedersehen. Ich auch. Die
Kinder ziehen am 1.12. ein.

21.11. A. zurück, früher als ich dachte. Er kam zu mir herüber. Ich
ging ihm mit frohem Herzen entgegen. Er kühl, freundlich, fast erstaunt über
meine Wärme.
Sein Aussehen mässig. Am Abend wünscht er bei mir zu nachtmahlen.

22.11. Der gestrige Abend traurig. A. müd und verschlafen. Ganz
anders als ich nach seinen Briefen erwartete. Ich bin überzeugt, dass
er mit Dora M. über mich gesprochen hat. Ich verfluche diese Person.

Ich arbeite an meiner Novelle. Fühle mich physisch und psychisch wenig
wohl. Warum kommt er so aus Berlin zurück???

23.11. Im Kino mit A., dann bei ihm. Zum Sterben langweilig.

24.11. Frieda diktiert. Abend allein.

25.11. Mit A. Im Kino »Land des Lächelns« mit Tauber, guter Tonfilm.
Dann »Linde« genachtmahlt. Stimmung ein Atom besser. Schüchterne
Zärtlichkeit von seiner Seite.

26.11. A. unfreundlich am Telefon. Offenbart bedauert er schon die
gestrige Regung. Abend allein.

27.11. Emmy Sachs zum Thee. Ganz amüsante Frau. Später A. Nachdem
sie fort ist sagt A., dass wir ins Kino gehen, aber nachher nach Hause,
nachdem wir gestern auch nicht zusammen waren. Ich sagte lachend:
»Wenn du wirklich allein zuhause bist, bin ich sehr einverstanden,
denn ich bin sehr froh noch arbeiten zu können, aber wehe, wenn ich dir
auf einen Schwindel komm.« – Anstatt es spasshaft zu nehmen, wie es
gesagt war, war er sofort gereizt, sagte, er vertrage keine Kontrolle,
etc. bis ich selbst verstimmt wurde, dann
erst lenkte er ein. Kino: »Geld auf der Strasse«, sehr öder Film.

28.11. Den ganzen Tag gearbeitet. Abend Kino mit A. »Cikos-Baronnesse«.
Womöglich noch öder. A. fast immer geschlafen. Dann wieder nachhause.