Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 19.–27. Oktober 1930

19.10. Der gestrige Abend besser als ich dachte. A. sehr gesprächig.
Wildgans eher still, beobachtend, seine Stellungnahme nie preisgebend.
Werfel sympathisch wie immer. Frau Clauser recht hübsch und
sehr freundschaftlich gegen mich. Alma unsoigniert und nicht sehr
vorteilhaft, aber temperamentvoll und anregend wie gewöhnlich.

Frau Clauser telefonierte heute A. und sagte ihm angeblich, ich hätte
so besonders gut ausgesehen und Schmeichelhaftes über meine Gestalt
und meine Beine. Sie hat auffallend schlechte Arme und Beine.

Da A. am Vormittag einen Anruf von Heini erwartet, habe ich eine Ein¬
ladung von Frau Sachs angenommen, die mich seit zwei 2 Jahren darum
bittet. Ich speise dort.

Abends. Mittagessen ganz nett. Ausser dem sympathischen Gatten, Gisela
Berger und ein Schriftsteller Erwin Rieger. Dann eine halbe Stunde
bei Hermine und Paula, die mich per Auto nach Hause brachten. Abend
mit A. Kino. »Der Brand in der Oper«. Guter Film mit Gründgens, wenn
nicht gesprochen würde. Diese Tonfilme sind unerträglich. Dann bei A.
Quälend wie immer, wenn wir jetzt allein sind.

Und morgen wird der Brief aus dem Burgtheater kommen, der seit zwei
Tagen unterwegs ist, wie man mir ges[t]ern Früh in der Burgtheaterkanzlei
sagte. Ich halte den Atem an.

20.10. Absage Burgtheater.

22.10. Abend mit A. im Kino: Jazzkönig im Apollo. Langweiligster
Kitsch. Salten begegnet. Stille.

26.10. Gestern Harry zu Tisch. Heute Sturm und Regen. Abend mit A.
im Kino. »Dolly macht Carrière.« Dann bei A. Sternwartestrasse.
Gemütlicherer Abend.

27.10. Sturm, Regen seit Tagen. Viel gearbeitet. Mit A. dreimal tele¬
fonisch gesprochen.