Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 30. September – 7. Oktober 1930


Ich musste lachen.

1.10. Am Nachmittag bei Alma und Werfel. Begegnung mit Frau v. Zsolnay.
Abend »Olympia« mit A. (lächerliches Stück, das A. milder beurteilt
als ich). Nachher Imperial. Konversation, die nicht von Rang ist.

2.10. Vormittag bei Hofrätin Z. Nachmittag 4 Uhr Hofrat Pirquet
(erinnert an Leonhardi). Dann bei Hans Porges und Frau ihr Kind be¬
sichtigen. Wie alt man doch wird!

3.10. Mit A. bei »Mrs. Selby« (Raimundtheater) mit Massary in der
Titelrolle. Gute Vorstellung. Königswarters neben uns. (Enervant).

4.10. Mittag Harry, dann Frieda diktiert. Abend Puppentheater mit
A. und Frieda im Schönbrunner Theater. Recht langweilig. Nachher
im Weingartel genachtmahlt. Frieda fand mich besonders gut aussehend.
Frieda bei ihrer Wohnung abgesetzt. Auf der Heimfahrt A. einen leisen
Kuss auf meine Stirne und zärtliche Worte.

Sonntag 5.10. »Dame« 2. Akt in der Presse. Mittag soll ich zu A.
Es regnet.

6.10. Gestern Mittag bei A. Entschieden gemütlicher. A. schüchterne
Zärtlichkeitsversuche. Ich bleibe reserviert, aber freundlich. Näch¬
stens, wenn es ihm in den Kram passt, erzählt er mir doch wieder, dass
er nur »Freundschaft empfindet.«

Abends mit Magdi und Cary im Café Imperial. Jedes Kaffeehaus ist
gräulich, aber ein Abendessen im Restaurant zu Dritt wäre mir zu teu¬
er. Stürmisches Wetter, beginne zu heizen. 2. Gesangsstunde.

7.10. Gestern Abend Cary, Magdi, Dr. D., Anny und A. zum Nachtmahl.
A. so stumm und müde wie schon lange nicht. Erklärte es mir heute
telefonisch damit, dass er so schlecht gehört habe, ohne dass ich ihm
auch nur den leisesten Vorwurf gemacht habe.

Mittag Fredi, Nachmittag Tante Clara (Geburtstag). Sturm und Kälte wie