28.9. Ich rief gestern um ¾10 unter einem Vorwand bei ihm an.
Minna sagt mir, dass A. nicht zuhause, vor einer Weile fortgegangen
ist. Ich rufe um ¾11 hochmals an, die Minna ruft »Hallo«,ich
lege das Hörrohr fort, ohne mich diesmal zu melden. Ich rufe im Hotel
Regina an, frage ob Fräulein Boner da ist. Antwort: Sie wohnt dort,
ist aber nicht zuhause. Heute Früh ruft A. an mit betonter Harmlosig¬
keit. »Du hast mich gestern noch sprechen wollen«. Ich: »Ja, du warst
wohl bei Schmidls?«. -Er: "Nein, ich war fort,– so wie du letzthin
auch, als du in der Stadt warst.« -Ich: »Ich mache dir auch keinen
Vorwurf, wir haben beide unser Privatleben«. Er: (lachend) »Ich
hab halt im Gasthaus genachtmahlt wie schon öfters, nur dass du
zufällig angerufen hast.« Ich: »Aber jedesfalls nicht allein.«
Er: »Mit wem denn? Ich hab dirs ja letzthin auch gesagt, als ich mit
Fräulein Boner nachtmahlte.« Ich: (freundlich) »Nun und diesmal hast
du es eben nicht gesagt.« Er: »Ich kann schwören.« Ich: (weiter freund¬
lich) »Vergiss nicht, dass du mir letzthin sagtest, auch ein Ehrenwort
bedeute in solchen Dingen nichts.« Er: »Doch, wenn ich es dir gebe.
Und ich kanns dir geben.« Ich: »Danke. Ich verlange keines und
gebe keines. Freiheit auf beiden Seiten.» Er: (sehr weich und freund¬
lich) »Ach, die Freiheiten, die ich mir nehme.« Ich: »Sie sind in
keinem Tropfflascherl, das man ausmachen kann, wie viel jeder davon
nehmen darf.« – Er: »Ist da was dabei, wenn man gerne mit einem
klugen Wesen spricht, das einmal ein Buch über einen geschrieben
hat?« -Ich: »Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mit Géraldy sou¬
pieren war, weil ich seine Gedichte »Toi et moi« übersetzt habe.
Ja, wenn ich ihn auch nur mit Andern hätte einladen
wollen, hättest du es als lächerlich erklärt. -« Er behauptet weiter,
gestern allein gewesen zu sein, aber dass Fräulein Boner morgen