Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 7.–14. September 1930


sagte O. und ich hatte Recht. Angeblich belangloses Gespräch über Heini,
der für seine letzte Rolle von »Legal« sehr belobt wurde.

Nachdem sie A. den ganzen Sommer, wie er mir sagte, zwei Ansichtskarten
schrieb, schreibt sie ihm hieher einen langen Brief und ruft an; aus¬
schliesslich, um sich bemerkbar zu machen und wahrscheinlich um mich
zu ärgern. Aber sie irrt – ich ärgere mich nicht mehr. Ich sagte A.:
»In dieser Richtung ist etwas völlig tot in mir«. Er antwortete: »Das
hätte es schon längst sein müssen.«

Abend Kino, unbeträchtlich, aber spannend, A. viel wärmer und sehr lieb
zu mir.

8.9. A. kam heute vor 8 Uhr Früh zu mir – Liebe? Was soll man noch
glauben – Später packte ich ihm seinen Koffer. Gute warme Stimmung
zwischen uns. Wetter leider elend. Ein Guss nach dem andern.

9.9. Auf der Heimreise A. plötzlich düster, melancholisch, kühl. Ich
heiter, zeige keinerlei Verstimmung. Ein Herr F. (Onkel von Denise Heller Freundin der Cl.) im Zug, den A.S. und auch
ich kennen. Furchtbar redselig. A. sagte nicht ein freundliches Wort.
Ich habe ihm seinen Koffer, seine Handtasche gepackt, es ist, als ob er
sich ärgerte, dass er mich braucht. Erst als wir schon in Wien im Wagen
sitzen sagt er: »Ich danke dir, dass du mich nach Marienbad begleitet
hast. Es war recht schön.« Ich darauf: »Ich danke dir, dass du mich mit¬
genommen hast. Hoffentlich haben wir einen guten Winter.«

Telefongespräch Magdi-Cary.

13.9. Gestern Abend Kino (Zweierlei Moral mit Greta Garbo), wundervoll.
A. starrt wieder vor sich hin und an mir vorbei.

Heute Vormittag Schneiderin ein Herbstkleid bestellt. Otto zu Tisch,
wie immer lieb und gut und erfrischend. Abschriften Corday durchgese¬
hen. Ich glaube an dieses Stück.

14. Cary-Magdi zu Tisch, lieb wie immer. Fühlte mich physisch nicht
sehr wohl. Abend mit A. im Kino (Annemarie mit der Dorsch).