Abends. Nach einer wundervollen Liebesstunde noch in meinen Armen
sagt er: »Irgend etwas in unserer Beziehung stimmt nicht,– wir dürfen
in Wien nicht zu viel zusammen sein.« (Ich weiss nicht was er will,
offenbar hat er Angst wieder physisch abhängig zu werden, »hörig«, wie
er das nennt.) Ich spiele die Gleichgültige. Ich sage: »Ich lege
gar keinen solchen Wert mehr darauf und übrigens hätte ich es ihm
nie übel genommen, wenn er allein oder mit Anderen sein wollte und
ich selbst wolle heuer viel mondäner leben.
Er: Und ich viel einsamer.–-
Ich: Ich werde dich dabei nicht stören und wenn du schon im Oktober
nach Berlin fahren willst, so ist es mir auch egal.
Er: Ich habe nicht das geringste Bedürfnis. Aber du darfst es mir
auch nicht übel nehmen, wenn ich Leute einlade und dich nicht
dazu. (Um das geht es ihm offenbar.)
Ich: Wenn du Menschen einladest, die ich kenne, dann werde ich es im¬
mer taktlos finden, wenn du mich nicht dazu bittest. Aber wenn
es dich glücklich macht, – dann tu es nur, ich werde mich nicht
kränken. Du vergisst, dass ich mir diese Leute auch selber ein¬
laden kann und dass sich auch in mir manches geändert hat. (Lei¬
der zu wenig.)
Er: Das heisst, du liebst mich weniger – -
Ich: Ja! (Wär's nur wahr!)
Er: (verlegen lachend) Nun, das ist ja sehr gut.
Ich erhebe mich, gehe zur Türe, sende ihm von dort gleichfalls
lachend den modernen Gruss: »Freundschaft!« mit der erhobenen
Hand.
Er: Sei nicht so dämonisch!
Ich: Das nennst du schon dämonisch -? Ich nenne es anders. (Ab in mein
Zimmer. Dies das Ende eines Schäferstündchens.–Später ins Kino, sehr
hübscher Film: »Frau Irenens Scheidung« mit Brigitte Helm. A. mög¬
lichst kühl. – -