Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 14.–20. August 1930


Er gab wieder zu, dass die O. mit der Gisa (Arthurs Schwester) gesprochen hat, um ihre In¬
tervention zu erreichen mich von A. zu distanzieren. Dr. D. meinte
auch, ich sei viel zu wenig raffiniert und traue mich A. gegenüber viel
zu wenig. Ich sollte ihn doch einfach fragen, was mit der gemeinsamen
Reise ist oder ob wir hier bleiben. Das wäre viel vernünftiger als
das Herumreden. Vielleicht hat er Recht. Heute Früh Anruf A.'s. Ich sprach
ganz gleichgültig über den gestrigen Abend mit ihm und über die zwei
Damen. Die Schwester hat sechs Kinder. Die Männer, die beide angeblich
schön und sympathisch sind, holten sie um ½11 Uhr ab.

Mittag bei Cary und Magdi zu Tisch, dann das Haus ansehen, in das sie
im September einziehen sollen. Wie anspruchslos sind diese Kinder!
Sie freuen sich auf diese 3 Zimmer im 5.Stock, wie wir uns nie auf
unsere Herrschaftswohnungen freuten, aber sie sind viel glücklicher.
15.8. Gestern Abend mit Ferry und Anny Donath bei A. drüben. A. hei¬
terer und besser aussehend, so dass Dr. D. nicht den richtigen Eindruck
haben kann. Dr. D. längeres tête-à-tête mit A. Dr. D. sagte mir am Heim¬
weg, dass A. die Absicht hat fortzugehen, nach Marienbad wahrscheinlich
und dass er ihn gar nicht schlecht findet. A. ist Montag wegen Blut¬
druckmessung bei ihm.

A. Vormittag sehr schlecht aussehend bei mir, dann ein wenig im Türken¬
schanzpark. Abend Operette.

18.8. Mittag drüben. Abend Kino (langweiliger, blöder Film »Lied der
Freiheit«). nachher Imperial. Unentwegt kühle Freundlichkeit.

19.8. Heute vor einem Jahr sind wir nach Caux abgereist – - -

Vormittag mit A., der mich im Garten holte, durch den Türkenschanzpark.
Freundlicher Plauderton, kein Wort über die Reise.

20.8. Gespräch mit Dr. D. A. habe sich sehr befriedigt über mein Wesen
und die jetzige Art unserer Beziehung geäussert. Ich sagte Dr. D., dass
ich kaum eine Beziehung, der so wie jetzt jede Zärtlichkeit fehlt, auf