Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 23. Juli 1930


um die Weihnachtszeit nach Berlin fahren wirst, ich weiss, dass die Mög¬
lichkeit vorhanden ist, dass Du im späteren Oktober oder November aus
geschäftlichen Interessen oder auch um Heini zu sehen nach dort gehen
dürftest. Ich werde Dich lächelnd, ohne den kleinsten Unmut zu zeigen,
an die Bahn begleiten. Aber bitte, Kind, gönne uns zwei Monate eines
programmlosen Beisammenseins. Ich bin innerlich so zerrissen und
bin wirklich so wenig wohl, dass ich, – dass wir ein bischen Ruhe brau¬
chen, um zu einer glücklichen und frohen Zweisamkeit zu gelangen. Und
das willst Du doch offenbar auch. Ich hoffe in Deinen Zeilen andere,
wärmere Töne zu finden, wiederzufinden. Dass Du den Anfang machen müss¬
test, das siehst Du doch ein, Liebster, – ich habe es Dir bei Gott nicht
schwer gemacht und je kürzer der Brief sein wird, umso besser wird er
wohl sein. Es kommt nicht auf die Anzahl der Worte an. Ich gebe
meine besten Gedanken, meine besten Wünsche diesen Zeilen mit.

Deine

C.K.