Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 23. Juli 1930


was ich zu verstehen glaube, wenn Deine Gefühle für mich, wie immer Du
sie nennen willst, an Innigkeit nichts verloren haben, wenn Du eine glück¬
liche Gemeinsamkeit, nicht ein Weiterschleppen wünschst, erhoffst, dann
will auch ich wünschen und hoffen und alles dazu tun, damit es auch
wird.

Und so will ich Dich fragen: Soll ich gegen den 5. August Dich in der
Schweiz oder in der Nähe der Schweiz treffen? Du sagtest noch Dienstag
vor einer Woche am Telefon, dass Du um den Ersten herum zurück bist.
Dein Bruder fährt, wie ich aus dem Spital höre, Montag nach St. Moritz,
Heini trifft in den ersten Augusttagen mit Ruth zusammen. Willst Du
mich um den 5. herum also treffen und dann nach ein paar gemeinsamen
Tagen mit mir nach Wien zurückkehren?

Der Arzt hat mir sehr geraten etwas für meine Erholung zu tun. Ich
würde bei einem weiteren Alleinsein nichts, mit ein paar frohen Tagen
alles erreichen oder wenigstens viel. Vielleicht haben die 5 Wochen,
die wir dann getrennt waren, auch für Dein Bedürfnis ausgereicht,
und Du bist mit diesem Wiedersehen, das ich mir lieber an einem an¬
dern Ort als in Wien denke, einverstanden. Oder willst Du lieber am
5. hieherkommen und später im Herbst mit mir fortgehen, oder gar nicht
mehr–? so ist es mir auch recht.

Bitte sage mir das alles bald. Wenn Du Dich mir beim Schreiben Deines
Briefes, wie Du sagtest »so innig nahe fühltest wie nur je«, dann wird
dies auch der Fall sein, wenn Du diesen hier liest, und verstehen und
fühlen, wenn wir auch heute sehr wenig von einander wissen, kaum mehr
Aeusserliches nicht einmal mehr was der Tag brachte. Vielleicht wenn
wir uns wiederschen, in einem guten Sinne wiedersehen, werden wir uns
Alles sagen, so wie es früher einmal war.

Und noch eines, damit auch nichts unerwähnt bleibt. Ich weiss, dass Du