Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 15.–20. Juli 1930

15.7 Anruf A. Wieder die programmmässigen Fragen nach Befinden etc.
schliesslich Gereiztheit auf meiner Seite – ich erklärte schließlich dass
ich ihm in Bezug auf »uns« schreiben werde.

Er sagt ; ich fasse seine Art zu polemisch auf.

Mein Brief bereits abgegangen.

N. M mit Siegfr- Trebitsch. Unerquicklicher Mensch verlogene Gespräche.

Abend wie immer in meinem Zimmer. Der schönste Augenblick wenn das Pha¬
nodorm wirkt.

17.7. ich bin so angefüllt mit Qual u. Angst und Einsamkeit dass ich es
herausschreien möchte-

18 ten Mein Brief wo[h]l seit gestern in seinen Händen. -

Ich bekam gestern Puchingers Buch über Goethe in Carlsbad in A's Auf¬
trag zugestellt. Ich hatte ihn bei einem der ersten Telef. Gespräche
darum ersucht. Schrieb sofort eine Karte um ihm zu danken.

19 ten Wenn er gestern Freitag den vorgefundenen Brief beantwortet hätte,
müsste er die Antwort heute da sein- Welche Qual.

19ten Eine Karte! Fühlt sich für eine Antwort auch für wenige Worte nicht
frisch genug

Es schüttet. Seit 10 tagen kein schöner Tag mehr. Trostlos ist Alles. Vergeb¬
licher Versuch biogr. zu arbeiten. Geht nicht.

Die 3 Gläser Sprudel verursachen Schmerzen. Der Arzt sagt es sei die Wir¬
kung.–Gestern mit Klier wieder Ausstellung. Habe einen Artikel über die
hiesige Ausstellung geschrieben und im Büro von Klier diktiert. Ein Wun¬
der dass ich etwas zu stande bringe.

20ten 7. Gestern einsam wie immer. Heute an A. telegrafiert Im Wald geses¬
sen, etwas wie Frieden in mir gespürt und Hoffnung zu Hause Brief zu finden