Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 5.–6.7.1930


ein Arier auf. Gestern ging ein edler Pole mit Kaftan und Pajes dicht
hinter einer Klosterfrau – »es soll der Rabbi mit der Nonne gehen.«
Am Abend ab 8 Uhr im Zimmer, ein Schinkenbrot gegessen und die »Corday«,
d.h. die ersten zwei Bilder durchgesehen. Beim Vorspiel ist der Schluss
zu verlängern und zu verstärken. Beim ersten Bild glaub ich nur stili¬
stische Aenderungen. Auch muss Marrat schon erwähnt werden.

Ansonsten gibt es nichts zu erzählen. Manchmal bin ich fast froh, dass
ich nicht sprechen muss. Mich von irgend einem Nachsteiger (kommt selt¬
samerweise noch vor) anreden zu lassen, hatte ich bisher keine Lust -
Heute ist eine Woche um!

½10 Uhr.

Eben sprachen wir telefonisch. Hoffentlich gehen alle Deine Verhandlun¬
gen gut aus. Ich wünsche es Dir vom Herzen. Wie ich Dir sagte traf
ich heute nach dem Frühbrunnen Baron Lazy Guttmann, der überaus erfreut
und liebenswürdig war und bedauerte die letzte Woche hier zu sein.
Er will mich um 4 Uhr anrufen, seine Frau wird sehr erfreut sein. Ich
kenn sie, aber wir waren nie in Verkehr. Trebitsch kam dazu, süss und
falsch wie immer.

Heute um ½7 soll ich auch einen Freund Fredis, einen Maler Klir, der
hier lebt, in der Ausstellung treffen. Ich tu es Fredis wegen und weil
ich vielleicht über die Ausstellung schreibe, an die Neue Freie Pres¬
se natürlich. Ich muss jetzt laufen, damit der Brief Vormittag fortgeht.
Alles Liebe und Herzliche Clara Katharina.

Samstag von 9-10 bin ich, wie Du wünscht, in der Nähe des Telefons, hof¬
fe aber vorher Antwort auf diesen Brief.