Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 3. Juli 1930

Wien, 3.7.1930

(nach Karlsbad, Haus Osborn).

Mein Liebes, heute Vormittag kam Deine erste Karte, eben jetzt beim
schwarzen Kaffee Deine zweite. Ich danke Dir sehr. Gut, dass Du dank
Deiner Energie ein anständiges Zimmer bekommen hast, doch der Gedanke
ist mir mehr als unangenehm, dass Du aus Ersparungsrücksichten am Ende
weniger gut essen könntest als es Dir in jeder Hinsicht nötig ist;
auch mit Rücksicht auf Deine Galle. Die Bitte, die ich daran knüpfe,
muss ich hoffentlich nicht aussprechen und sage mir nur, dass sie er¬
füllt ist.– Ich werde jedenfalls Sonntag Früh sagen wir 9–10 telefo¬
niern und zwar mit Voranmeldung; – bist Du also nicht da, so ist das
kein Unglück. Ist Dir aber irgend eine andere Stunde, zu welcher Tages¬
zeit immer, bequemer so schreib es mir gleich.

Ich befinde mich leidlich, – diktiere den Roman – versuch es auf je¬
denfall. Anträge aus Amerika wimmeln nur so: nach Bernhardi, Komtesse
Mizi; – Zwischenspiel, Weites Land. Auch Film meldet sich – Liebelei,
Tonfilm, – Reigen, Traumnovelle. Ob was aus einem oder andern wird ist
fraglich. Morgen Abend ist Schuster (die Hälfte von Simon & Schuster,-)
zusammen mit Beer-Hofmann und Lipzin bei mir. Gestern mit Geyer wieder
telefoniert – ich sehe ihn vielleicht morgen.

Corday gestern angefangen; – werde die Woche jedesfalls fertig.

Lass Dir wohl ergehen, mein Kind, meine besten Wünsche sind bei Dir
und um Dich. Ich umarme Dich. Dein A.