Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 2.–6. Juli 1930


Ein gutes Wort wäre mehr gewesen. Mit keinem Geschenk der Welt kann
er mir zurückgeben, was er mir genommen hat. Er behauptet übrigens,
mich am 1. August wiedersehen zu wollen.–Von Cari und Magdi liebes
Telegramm hier vorgefunden.

3.7. Laufereien zum Arzt, zum Brunnen, zur Kurkommission. Habe eine Ehren¬
karte als Schriftstellerin erreicht, Kurtaxe entfällt, Bäder I. Klasse
frei.

Jeden Tag ein strahlend blauer Himmel, wie ich ihn so liebe, aber mein
Leben ist glanzlos.

Ein Mensch rennt mir den ganzen Vormittag nach. Ich wundere mich,
dass man mich noch sieht und zur Kenntnis nimmt. Um 7 Uhr Früh
schon beim Brunnen gewesen. Frühstück und Mittag Pupp, Noch keine Zeile
von A.

4.7. Gestern Nachmittag elend gefühlt. Nach dem 2. Glas Mühlbrunnen
heftigen Aufregungszustand, Herzbeschwerden, Angstgefühl, Weinkrampf.
Nehme 2 Sedobrol im Verlaufe von 5 Stunden und dann 1 Phanodorm und
schlafe doch erst gegen Morgen ein. Heute ist mir ein älterer Herr
nachgegangen. Brief von Fredi, ob er dem Maler Klier schreiben soll,
dass ich hier bin. Trotz Unbehagen in die Ausstellung Fredis Bilder
ansehen. Fredis Bilder fein in der Stimmung, aber es sind wirksamere
da. Von A. nichts.

5.7. Gestern Abend Brief von A. sehr herzlich, macht sich Gedanken,
dass ich zu sehr spare. Warum machen ihm gerade diese Entbehrungen
Sorgen? Der fremde Herr hat mich angesprochen. Im übrigen anstren¬
gende Kur und Einsamkeit. Nochmals »Zug der Schatten« gelesen.

6.7. Sonntag. Telefonischer Anruf A. Schwer verständlich. Günstige
Verhandlungen mit Amerika. Heini schon bei ihm.–Lange im Wald gewesen,