Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 26.–28. April 1930


artigen Kritik über »Spiel der Sommerlüfte« zu entschuldigen. Er
sagte: »Schnitzler hat Oesterreich entdeckt, erfunden, die Landschaft,
die Menschen, alles hat er uns erst gegeben.[«]

Gestern Abend Tonfilm mit A. »Blauer Engel« mit Jannings. Unerträg¬
lich und langweilig wie alle Tonfilms. A. erzählt mir, dass die
O. schrieb, sie will jetzt nicht nach Wien kommen. Ich: »Nun, Du wirst
sie doch nicht zwingen?« Er: (verlegen) »Nein, gewiss nicht.« Ich: »Viel¬
leicht unterhält sie sich in Berlin«. Er: »Schon möglich, ich wünsch
es ihr von ganzem Herzen«. Später am Abend sagt er mir, dass er morgen
(also heute Früh) mit Heini telefonisch alles besprechen will und
um den 20. Mai herum will er mit mir eine kleine Reise machen. Ich:
»So? Das wär nett. Bis jetzt hast Du nur immer gesagt, dass Dir je¬
der Gedanke an eine Reise zuwider ist.« – Er: »Nun ja, die Reise selbst,
aber da man es doch nicht umgehen kann, wenn man an einen andern Ort,
in eine andere Umgebung will, so bleibt einem nichts anderes übrig.«
(Ich fühle leider die Falschheit heraus. Er will offenbar die Familie
wo anders treffen, da es der O. nicht zu passen scheint hieher zu
kommen. Und um mir den Mund zu stopfen verspricht er mir diese klei¬
ne Reise. Ach, wenn ich doch nur dümmer wär als ich bin.)

11. Uhr Vormittag. Also A. hat mit Heini gesprochen. Die O. geht
heute zu einem Arzt und es hängt von dessen Verordnungen ab, wo man
sich trifft. Das war des Pudels Kern. Ich sage sehr liebens würdig:
»Ja, ja, so« – und spreche dann von Gleichgültigem. Ich lasse es zu
keiner Szene kommen, um keinen Preis der Welt, ich beisse die Zähne zu¬
sammen.

28.4. Ich bin krank. Gestern ab 5 Uhr Nachmittag hatte ich schwere
Gallensteinanfälle. Ich schleppte mich den ganzen Vormittag. Harry
war zu Tisch bei mir. Nachher legte ich mich auf den Divan, eine halbe