Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 1.–7. Februar 1930

1.2. Kühle telefonische Gespräche. Bergner heute Abend allein bei A.
Er hat sie angeblich gefragt, ob er jemand dazu laden soll und sie
hat begreiflicherweise Nein gesagt. Ich bin aber nicht jemand, den
man dazu ladet. Es wäre selbstverständlich gewesen, dass er mich dazu
bittet. Aber ich habe ihm kein Wort gesagt.

3.2. Gestern Mittag bei Ferda Bloch-Bauer zu Tisch, neben Tandler ge¬
sessen. Kluge Gespräche über Castiglione, Gemeindehäuser etc. Tandler
sichtlich bemüht mir zu gefallen.

Abend im Burgtheater bei »Paracelsus«, »Kakadu«, »Grosse Szene« mit
A., Anny, Ferry in einer Loge. Nachher mit ihnen, Prof. Julius und Gattin
im Imperial. A. freundlich-kühl zu mir. Wir sind enttäuscht über die
mangelhafte Regie, schlechtes Spiel etc. »Kakadu« liebe ich sehr, aber
es fehlt der Aufführung Tempo und der Gluthauch der Revolution in der
Inszenierung.

4.2. Merkwürdiger Winter, noch nie unter 3 Grad Kälte. Heute 7 Grad
Wärme in der Sonne. Alles alles ist unnatürlich. Versuch an der »Cor¬
day« zu arbeiten. Die Tanten zum Tee.

5.2. Sterbetag meiner Mutter – am Friedhof gewesen. Blauer Himmel,
Frühling in der Luft.

Seit gestern Abend bessere Stimmung! Bei A. ganz bestimmt Beginn einer
zärtlichen Welle. Ich wage nicht mich zu freuen, bin schon zu ver¬
schreckt.

6.2. Die Nebel steigen!! Lösen sich – es wird heller. A. sehr lieb,
behauptet, ich weiss nicht, was ich ihm bedeute.

7.2. Heute sind es 7 Jahre! Vormittag kam ein grosser herrlicher Flie¬
derstock und auf einer Karte »Tausend-Küsse«. Ich bin so froh! Abend