Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 7.–17. Februar 1930


bei ihm. Er hatte arge Kopfschmerzen, war aber doch sehr lieb. Ich
brachte ihm eine Brieftasche und Veilchen. Wir hatten uns sehr lieb
und feierten den Abend!! (Kälteres Wetter 3 Grad).

8.2. Anna Nachmittag bei mir. Schade, dass sie so närrisch ist. Sie
lässt ihren Kindern alles angehn und dann kriegt sie Angst. Ich
sagte: »Du lässt immer Züge abgehen und dann rennst du hinterdrein
und willst sie aufhalten.« Sie gibt französische Stunden und kauft
ihrem Sohn einen Frack um 450 Schilling.

9.2. Nachmittag Rout im Oesterreichischen Klub. Von Bertha Z. für
Painlevé (Sohn) arrangiert. Abend bei A. Stille Zärtlichkeit.

11.2. »Blaubart« mit Slezak. Wundervolle Musik.

13.2. A. zum Nachtmahl bei mir.

14.2. Gisela Berger, Lotte Menasse und Frau Clauser zur Jause bei mir.
Besonders gemütlich, dann mit A. im Kino. Nachher im Imperial. Vormit¬
tag auch mit A. in der Seccession.

16.2. Schöner Spaziergang und gute Stimmung.

17.2. Gestern Abend bei A. Er war zum Verzweifeln nervös. Erst über
Unbehagen im Magen geklagt, dann mit bestem Appetit gegessen. Nachher
plötzlich Depression angeblich wegen seines Gehörs, vielmehr wegen
des Geräusches in den Ohren. Dabei erklärte er, dass es um nichts
schlimmer geworden ist, dass nur seine Nerven nichts mehr ertragen.
Rennt im Zimmer auf und ab und ist unduldsam gegen alles, was man zu
seinem Besten sagt. Als ich gehe sagt er: »Ich danke Dir für die Ge¬
duld, die Du mit mir hast«. Ach, es ist nicht Geduld, sondern nur eine
grosse Zärtlichkeit, die er nicht versteht. Er macht mir Sorgen.

Erstes Bild »Charlotte Corday« diktiert, bin nicht unzufrieden.