Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 6.–13. Januar 1930


gerade in den Feiertagen allein lässt etc. Das ist nicht Güte. Man
scheint viel darüber zu sprechen, was für ein Trottel ich bin.–Gott,
wenn die Menschen in mich hineinschauen könnten!

Anruf A. Er kommt erst nächste Woche zurück. Ich antworte: »Ja, ja, bleib
nur weiter dort. Lass es dir herrlich ergehen!« Er läutet erzürnt ab.

Tiefe Verstimmung. Brief von A. Er fühlt sich dort wohl etc.–es wird mir
dadurch nichts fort genommen. Es kommt mir vor, als sagte man zu jeman¬
dem, dem das Haus abbrennt, man wird ihn nicht delogieren.

7.1. Bei Salten. Wegen eines Artikel über die Generalproben.

10.1. Von A. nicht ein Wort. Ich kann über meine innere Verfassung nicht
reden. Heute Abend Pen-Klub-Ball.

Wenn A. wüsste, wie hässlich er sich gegen mich benimmt. Dass er dort
bleibt wäre ja so belanglos, wenn gute herzliche Briefe von ihm kämen.
Pen-Klub-Ball. Zufällig Herry in der Garderobe getroffen, so dass ich
nicht allein den Saal betrete. Gisela Berger winkt mir auf die Estra¬
de. Eine Menge Leute werden mir vorgestellt. Gewinn des Abends: Wieder¬
sehen mit Sektionschef Huber (Präsident des Volkstheatervereienes), der
mir sympathisch ist; paar Worte mit Fülöp-Miller (Rasputin und Jesui¬
ten-Buch), der sich freut mir endlich zu begegnen. Anstrudelungen ver¬
schiedener Personen. Kurze Gespräche Trebitsch, Salten, Jeremias Kreutz,
Carly Günste. Schliesslich Egon und dann Flucht nach Hause.

12.1. Belangloser Anruf von A. Er kommt erst Mittwoch den 15. Kein
Wort über Sehnsucht oder Freude mich wiederzusehen. Ich schreib nicht
mehr.

Nachm. Besuch von Max Leitner. Netter Mensch aber etwas fad.

13.1. Mein alter Freund Globoznik den ganzen Nachmittag bei mir. Wirkt