Berlin, 6.1.1930.
Mein Liebes, es tut mir leid, dass mein längerer Aufenthalt in Berlin
Dein Missfallen findet. Es ist mir so schwer etwas dazu zu sagen,– denn
alles sähe wie Rechtfertigung oder Entschuldigung aus – und dazu liegt
doch wahrhaftig kein Grund vor. Hingegen wie Du weisst viele Gründe
dafür einige Tage oder selbst Wochen hier zu verbringen und es käme
mir etwas komisch vor hier alles aufzuzählen, was mir ein Verweilen
in Berlin, wo ich seit März vorigen Jahres nicht gewesen bin, nicht nur
angenehm, sondern auch notwendig erscheinen lässt.
Gestern habe ich Krauss im Kaiser von Amerika gesehen, sehr schöne
Auffassung eines Kaisers, der keiner ist -; und habe dann mit Heini und
Horch genachtmahlt. Jetzt eben erwarte ich Weini, um mit ihm zu Eli¬
sabeth zu fahren. – Abende bin ich heute mit Heini Rut zusammen, noch
unbestimmt wo. Morgen dürfte ich wieder bei Dora essen. Besuch und
Unterredung mit Kerr, Chapiro, Maril, Klein und Anderen stehen bevor.
Das Wetter ist frühlingshaft schön, mein Befinden recht gut und ich
wünschte mir, dass Du endlich – vor allem innerlich – die richtige
Beziehung zu diesen Berliner Reisen fändest – durch die wahrhaftig
Dir nicht das geringste genommen wird und mir vor allem durch das
Beisammensein mit Heini und durch Aenderung der Atmosphäre Belebung.
Anregung und Freude geschenkt wird.
Ach, dass man das immer wieder sagen muss. Lebwohl, mein Liebes, und
werde doch vernünftig. Ich denke Anfang nächster Woche zuhause zu sein.
Ich umarme Dich. Dein A.