Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 29. Dezember 1929


sie oft die Unwahrheit sagt, dass man sich in ihrer Stellung biegen
muss und ich sei nur auf biegen oder brechen eingestellt, und über¬
haupt ganz anders etc.

In der Allgemeinen soll ein sehr hübscher Artikel über
»Spiel der Sommerlüfte« von Ullmann stehen.

Meine Schwester ist auch sehr begeistert, lässt Dir noch
vielmals danken und sagt, dass das Volkstheater gestern gesteckt voll
war und grosser Beifall nach dem zweiten Akt.

Ich gehe nach Beendigung des Briefes zu ihr und am Abend
lege ich mich mit »Christin Lawrence Tochter« zu Bett. Ich bin vorges¬
tern mit »Voltaire« fertig geworden, obwohl das ganz unrichtig ausge¬
drückt ist. Noch nie ist mir eine menschliche Erscheinung durch ein
Buch so klar, so lebendig geworden. Ich habe geradezu das Gefühl ihn
persönlich zu kennen. Jetzt ist die »Lawrence Tochter« an der Reihe,
dann kommt »Barbara«, »Fouché« (nebstbei Martha Karlweis, da ist
Treue nicht nötig), die Géraldy-Stücke etc. Mit dem Arbeiten beginne
wohl erst wieder, bis die ennervanten Feiertage vorbei sind.

Richtig, die Hofrätin sagte mir, Alma und Werfel seien
längst verheiratet, nur sie habe es gewusst. Alma hat momentan eine
Streptokokokken-Angina (ich schätze, sie hat Schnupfen). Am 12. wird
sie bei einer Opern-Première sein, zu der er den Text geändert hat und
am 14. Jänner fahren sie nach Aegypten. Nicht schlecht!

Für heute genug und nur noch rasch einen innigen Kuss
von Deiner C.K.