Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 26. September – 8. Oktober 1929


wert?

27.9. Die Kinder Carry und Magda zurück. Beide sehr vergnügt, brillant
aussehend. Ich war am Abend bei ihnen, dann mit A. im Kino (Erotikon), mässiger
Film, mässiger Abend. Wie fern ist Caux!

28.9. Kinder zu Tisch, dann Emma Erlanger. Abend A. auf einen Sprung.
Ich gebe ihm mein Stück zum Lesen mit.
Henry hat schon wieder Heiratsabsichten.

29.9. A. findet mein Stück klug, im Aufbau, aber noch nicht geschrieben.
Mich verdriesst die Lieblosigkeit des Urteils. Vormittag Spaziergang,
schönes Wetter, aber stimmungslos. Ebensolcher Abend bei A.

30.9. Bin erkältet. Schnupfen, Halsweh. Vormittag ein wenig in der Sonne
allein spazieren gegangen (Türkenschanzpark). Abend A. auf einen Sprung.

1.10. Wetter wärmer, meine Erkältung recht arg. Frecher Brief von Herrz.
Möchte mir die neue Braut aufoktroyieren. Ich habe entsprechend geant¬
wortet. Am Abend will A. kommen wegen hübschem Radioprogramm.

6.10. Vormittag Spaziergang mit A. Mittag Kinder Carry und Magdi. Abend
bei A. Kühl, freundlich. Er wird mir immer fremder und ich weiss nicht,
was hinter seinem Verhalten steckt.

7.10. Herrliches Wetter. Nachmittag Hedwig Spiegler, die liebste, beste
Frau! Abend allein. In den letzten Tagen viel Verbesserungen an meinem
Stück.

8.10. Vormittag Stadt, Nachmittag Baronin Berger. Am Abend soll ich mit
A. sein. Volkstheater und Reinhardtbühnen wollen sein neues Stück. Heute
hat auch Herterich (Burg) angerufen. Ich hoffe, dass er heuer viel Er¬
folge haben wird.