Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 17. September 1929


ganz besonders und aus mannigfachen Gründen von Conrad Veith ergrif¬
fen. Auch Jannings wirkte, wie der ganze Film noch stärker als beim
ersten Mal. Die Elisabeth ungleich besser als im »Fräulein Else«.

Ausser Richard und Paule hab ich tatsächlich noch keine Be¬
kannten hier gesehen – die Spazierwege sind fast schon ausgestorben –
nur bei den Brunnen und abends beim Orchester drängt sich die Menge;
auch einzelne Restaurants sind fast überfüllt. Das Wetter dauernd
schön – morgens und abends recht kühl. Ich glaube wohl, dass Du trotz¬
dem – wie du ja selbst vermuthest, Dich hier wohl fühlen würdest
und ich hoffe, dass uns ein gemeinsaner Aufenthalt mit oder ohne Kur
hier im Frühjahr oder Herbst erblühen könnte. Das Hotel hast Du mir
sehr gut geraten, es ist unpflanzig und comfortabel; – das Essen ist an¬
derswo (im Tepelhaus z.B.) besser. Zum Frühstück bin ich immer im
Garten des Kurhauses, – mit einem Plaid um die etwas fröstelnden Schul¬
tern.–

Jetzt, mein Liebes, fahr ich über Mittag nach Franzensbad – per Bahn
hin und zurück. Drüben zu wohnen müsst in jedem Fall trübselig sein;
so wie ich es arrangiert habe ist es gewiss das Beste.– Für heute will
ich Dich nur noch in aller Innigkeit an mein Herz drücken und schrei¬
be morgen wieder. Dein A.