Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 27.–31. August 1929


ängstigt mich manchmal und ich fürchte den Rückschlag.

Zu Fuss nach Glion (sehr steiler Weg), dann per Bahn nach Montreux. In
übermütigster Laune Besorgungen gemacht, dann in Territet gegessen, um
3 Uhr zurück. Ein wenig an meinem Stück gearbeitet, Aenderungen mir noch
nicht klar.-Sehr schöner Abend, A. frägt immer, ob ich ihn liebe.

28.8. Vorm. Spaziergang. Im Gras geruht. A. in meinem Schoss geschlafen.
Dejeuner mit Champagner. Ich hatte einen kleinen Schwips, sagte aller¬
hand tolles Zeug. A. schien sehr entzückt.

29. 8. A. sehr lieb. Gespräche über »Zug der Schatten« etc. Nachm. ein
paar Zeilen an meinem Stück. Recht heiss, und müd. Vorm. kleiner Spa¬
ziergang.

30.8. Spaziergang bis nach Souschaux. A. trotz Schwindelgefühl eigensin¬
nig weitergegangen. Mir war schlecht vor Angst. Dr. Theodor Wolff und
Tochter vom Berliner Tagblatt kennen gelernt. A. lieb und zärtlich.

Wir sind nur beide etwas müd von dem Spaziergang und tausend Zärtlich¬
keiten.

31.8. Sehr schöner Tag. Gute Gespräche über „»Zug der Schatten« und über
mein Stück. Viel über Hofmannsthal.

Es ist, als ob A. mich jetzt erst wirklich liebte – nach 6 Jahren – -
Ich habe Angst und bin dabei sehr froh.

Brief von Carry, Herry will seine Verlobung wieder einrenken. Der Bursch
macht mir grosse Sorgen. Die kleine Wolff hat uns nach Tisch photogra¬
phiert. A. allein und dann mich mit den beiden Herren. Sympathisches Mä¬
del.

Schöner stiller Nachmittag. Viel gearbeitet. Dann A. bei mir. In den
wundervollen Abend hinausgeblickt. Später umgekleidet. Ecru-Spitzenkleid.
A. von meinem Aussehen entzückt.