Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 3. Mai 1929


nen die einzigen wirklich guten Wochen dieses Win¬
ters. Ich war zuversichtlich und Du erholtest Dich
zusehends.

Dann brachte es O. durch allerlei Vermitt¬
lungen zuwege, dass Arnoldo Urlaub zu Weihnachten be¬
kam und Du wieder nach B. fahren musstest. Du weisst,
wir sind damals im zärtlichsten Einverständnis aus¬
einander gegangen. Du fuhrst am 1. Weihnachtstag fort,
ich verbrachte den 1. Sylvesterabend in dem neuen
Heim mutterseelenallein, Du bei Deiner geschiedenen
Gattin. Ich hatte in der mir noch ganz ungewohnten
Umgebung, bei der plötzlichen grossen Kälte, durch
Schneefälle isoliert, ein Gefühl schrecklicher Ver¬
einsamung.

Dann kamst Du endlich zurück und in
Deinem ganzen Verhalten, in Deinem Wesen sogar merk¬
te ich deutlich, dass sich die Beziehung zur O. wieder
gebessert hat. Es muss wohl etwas daran sein, sonst
könnte ich nicht aus Deinem Benehmen zu mir so
genau erkennen, wie Du jeweilig zu ihr stehst. Ich habe daher
Deiner 3. Berliner Reise ein paar Wochen später