Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 3. Mai 1929


erst am 5.Tag Deines Hierseins kommen liessest,
als, wie Du mir wörtlich sagtest, die O. so »ein¬
sichtig" war zu begreifen, dass Du mich sehen willst
und einen Vormittag fort blieb. Ich habe es ertra¬
gen, dass Du 3 Wochen lang bei Deiner Familie in
Hohenschwangau gesessen bist und Dich damals bei
Deiner Rückkehr mit einem Ueberschwang an Gefühl
empfangen, und in dem heissen Bedürfnis Dir zu helfen.
Du hast mir nach 3 Wochen erklärt, dass Du nach
Berlin musst, ich soll das verstehen. Nach der ersten
Erregung habe ich auch das eingesehen, da Du immer
und immer wieder betontest, dass Deine Sehnsucht nur
Heini gelte und ich in dieser Richtung alles be-
greife.

Du bist damals in einer der O. feindlichen
Stimmung aus Berlin zurückgekehrt. Ohne dass Du
es mir sagtest, ohne dass ich den Grund dafür wuss¬
te oder weiss, habe ich es gefühlt, denn Du warst
zärtlicher, hingegebener an mich und unsere Bezie¬
hung. Es waren trotz Deiner zeitweisen Depressio¬