Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 19.–27. März 1929

Tiefe Verstimmung, schlafe nur mit Mitteln.

19.3. Täglicher Brief. Verschleppung der Verhandlungen. O. und Heini
»Spiel der Sommerlüfte« vorgelesen.

20.3. Zu Fuss in die Stadt. Brief von A. Wieder lächerliche Konferenzen,
die nicht ernst zu nehmen sind. P. ruft mich an. Absage von Verlag Zsol¬
nay bereits eingetroffen. Ich hab kein Glück. Wenn man denkt, was für ein
Dreck gedruckt wird!

21.3. Anruf aus Berlin. Wenig beglückend. Rückkehr am Sonntag ausgeschlos¬
sen. Verhandlungen nicht abgeschlossen.

22.3. Kondolenzbesuch bei Königswarter. Bummel durch die Stadt. Gestern
und heute kein Brief. Abend Harry zum Nachtmahl, weil morgen sein Geburts¬
tag ist. Er ist trotz seiner Fehler ein lieber Kerl.

23.3. Zwei Expressbriefe von A. Der erste 12 Seiten lang. Die Verhandlun¬
gen stehen günstig. Fest bei der O.: Verleger Fischer, Jakob und Martha
Wassermann, Elisabeth Bergner, Viki Zuckerkandl und Mini. All die Menschen,
die behaupten, dass sie die O. nicht ausstehen können. Was für Schweine!

24.3. Anruf A. Er kommt frühestens Donnerstag an. Empfindet angeblich
Sehnsucht und Ungeduld. Ich bin zu tief verstimmt, um etwas Herzliches
sagen zu können. – Ausflug mit Frieda auf das Kobenzl. Hin und zurück
zu Fuss. Es hat mir wohlgetan. Die Bewegung, die Natur und Redenkönnen,
wenn ich auch noch immer genug für mich behalte.

25.3. Cary-Magda zu Tisch. Gegen Abend einsam in der Stadt. Melancholie.

26.3. Nachricht von A. »Else«-Aufführung mit Klein abgeschlossen, im Ok¬
tober. Bin sehr froh für ihn, aber er selbst ist mir fern und fremd
und ich bin traurig.

27.3. Steuergespräch mit Otto. Ich bat ihn, etwas von meinem Geld dispo¬
nibel zu halten. Man kann nie wissen. – Abend bei Anna, recht gemütlich.
Morgen kommt A. Ich sehe dem Wiedersehen mit Bangen entgegen.