Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 21. März 1929

An A.S., Berlin.

Wien, 21.3.1929.

Liebster,

verzeih, dass ich Dir auch nach unserem heutigen telefo¬
nischen und wenig beglückenden Gespräch nur ein paar Zeilen sende.
Zu erzählen habe ich nichts, denn dass ich gestern bei Tante Sidonie
war ist recht belanglos und für den gewissen leichten Plauderton fehlt
es mir an Stimmung.

Ueber die Gründe meiner Depression zu sprechen ist ganz
überflüssig, Du kennst sie, oder kannst sie Dir aus tausendmal Gesag¬
tem zusammenreimen. Worte darüber würden Dich nur verstimmen und
nichts ändern – also wozu? Zu alledem kommt die pekuniäre Enge, die
mir jede Bewegungsfreiheit nimmt, mich jede Situation doppelt und
dreifach empfinden lässt und mir die Unmöglichkeiten zeigt irgend
einem Impuls zu folgen. – Nur aus diesen Gründen würde mich eine po¬
sitive Antwort Ullsteins so glücklich machen. Aber ich höre schon
das »Nein« und weiss, dass ich dann für die Oeffentlichkeit keine
Zeile mehr schreibe und für mich nicht mehr, als einem inneren Zwang
entspringt.–Hoffentlich führen Deine dortigen »Else«-Verhandlungen
doch zu dem von Dir gewünschten Resultat und jedesfalls musst Du
dort bleiben, bis Du schriftliche Abmachungen in Händen hast.

Ich habe nicht das Geringste vor. Porges, Hatvanys, Tol¬
nays, Tedy B., Ferda Bl. sind an der Riviera, Königswarter in doppel¬
ter Trauer.

Das Wetter ist schön und heute auch wärmer.

Mit herzlicher Umarmung und guten Wünschen

Deine C.K.